Es ist eine etwas skurrile Situation: Während die Mediengruppe RTL seit Jahren schon viele Journalisten angestellt hat und bei RTL auch einige Info-Formate und Magazine zu sehen sind, kommen Forderungen, man möge doch bitte für Public-Value-Inhalte stärker gefördert werden, vor allem von ProSiebenSat.1 aus Unterföhring. RTL-Chef Frank Hoffmann hat nun in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" gesagt, dass man als Private beim Gesetzgeber für entsprechende Inhalte "auch eine Wertschätzung" erfahren sollte. "Das geschieht eindeutig zu wenig".

Hoffmann weiter: "Wir sollten besser auffindbar sein auf der Voreinstellung der Fernseher. Nicht zu akzeptieren wäre, wenn Programmplattformen eigene Werbung auf unsere Sendungen aufblenden." Die gesetzlichen Regeln, die für klassische Anbieter gelten, sollten auch für Youtube, Google, Netflix, Facebook, Amazon gelten, so der RTL-Chef. "Oder eben für keinen von uns." Das nenne man fairen Wettbewerb. Ähnlich äußerte sich Hoffmann Anfang des Jahres auch schon im Interview mit DWDL.de. Damals sagte er: "Und was den öffentlichen Mehrwert von privatem Fernsehen anbelangt, finde ich überfällig, dass das anerkannt wird. Denn es steht in unserem Pflichtenheft. Aus dieser Pflicht haben wir eine Kür gemacht." Anders als ProSiebenSat.1 wolle man aber keine Gelder aus dem Topf des Rundfunkbeitrags, sondern das eigene Programm auf anderen Plattformen besser auffindbar machen.

Auf die anstehenden, und teils schon durchgeführten Veränderungen bei den "RTL II News" angesprochen, sagt Hoffmann in der "Süddeutschen", dass es zu begrüßen sei, wenn sich nun auch Aufsicht und Politik für die Nachrichten des Senders interessieren würden. Leider würden sich die Politiker aber meist erst dann für Nachrichten interessieren, wenn es zu Veränderungen komme - "und nicht bereits dann, wenn sie ganz selbstverständlich programmiert werden". Die Medienhüter untersuchen derzeit bekanntlich, ob RTL II nach den Veränderungen an seinen Nachrichten überhaupt noch ein Vollprogramm bleiben kann (DWDL.de berichtete).

Darüber hinaus sagt Hoffmann auch, er sei erstaunt darüber, dass Netflix und Amazon oft als Heilsbringer dargestellt werden. "Wenn ich mir vorstelle, nur ein Algorithmus würde bestimmen, was unsere Zuschauer sehen, dann würde unser Programm, so sehr ich sie mag, vor allem aus Castingsendungen, Soaps und vielleicht noch ‘Wer wird Millionär?’ bestehen. Aber wir liefern als Privatsender einen Public Value."