Der ehemalige "Spiegel"-Reporter Claas Relotius hat den Verdacht zurückgewiesen, Spenden veruntreut zu haben. Der Vorwurf stand im Raum, nachdem das Nachrichtenmagazin am Wochenende darüber berichtet hatte, dass Relotius Lesern Spendenaufrufe geschickt habe, um Waisenkindern in der Türkei zu helfen (DWDL.de berichtete). Bei dem Aufruf ging es um eine von ihm gefälschten Geschichte, die 2016 im "Spiegel" erschienen war.
Nach Veröffentlichung der Reportage hätten sich zahlreiche spendenbereite Leser gemeldet, woraufhin Relotius ihnen anbot, Spenden über sein privates Konto zu sammeln und weiterzuleiten. Hierbei und bei späteren Mitteilungen zu den Spenden und deren Verwendung habe er "die Illusion über die reale Existenz des geschilderten Geschwisterpaars aufrechterhalten", räumte Relotius nun über ein Anwaltsschreiben ein, das der "Spiegel" veröffentlichte.
Gleichzeitig stellte Relotius klar, er habe zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt, Spenden selbst zu vereinnahmen. Tatsächlich habe der Reporter den bis dahin auf seinem Konto eingegangenen Spendenbetrag von insgesamt über 7.000 Euro aus eigenen Mitteln auf 9.000 Euro aufgestockt und an die Diakonie Katastrophenhilfe für ein Projekt zur Unterstützung von kriegsgeflüchteten Kindern im Irak überwiesen.
"Unser Mandat entschuldigt sich hiermit ausdrücklich bei allen hilfsbereiten Spendern, die sich in ihrer Intention, an die von ihm geschilderten syrischen Geschwister zu spenden, getäuscht fühlen müssen", teilte die Anwaltskanzlei mit. Relotius werde allen Spendern ihr Geld vollständig zurückerstatten.
Zugleich äußerte Claas Relotius sein Bedauern darüber, dem "Spiegel" und der Presse insgesamt schweren Schaden zugefügt zu haben. Er habe "zu keinem Zeitpunkt denjenigen in die Hände spielen wollen, die seine Reportagen nun mit zweifelhafter politische Intention als Beweis für die Existenz einer angeblichen 'Lügenpresse' in Deutschland anführen", heißt es in dem Schreiben weiter. Der "Spiegel" hatte den Fälschungsskandal in der vergangenen Woche öffentlich gemacht.