Was für den "Spiegel" jüngst der Fälschungs-Skandal rund um Claas Relotius ist, war für den "Stern" die Schmach der Hitler-Tagebücher-Nachahmungen im Jahr 1983. Nun, gut 35 Jahre später, startet der "Stern" den Podcast "Faking Hitler - die wahre Geschichte der gefälschten Hitler-Tagebücher", mit dem bisher unveröffentlichtes Material zur Verfügung gestellt werden soll. Mit der zehnteiligen, wöchentlichen Reihe wird es ab diesem Donnerstag losgehen. Verfügbar ist der Podcast dann über den YouTube-Kanal des "Stern" sowie auf iTunes, Spotify und Deezer.

Die Aufnahmen sollen demnach die Beziehung zwischen dem Fälscher Konrad Kujau und dem ehemaligen "Stern"-Reporter Gerd Heidemann erläutern. Beide sorgten mit dem vermeintlich sensationellen Fund der Hitler-Tagebücher für einen der größten Presseskandale, als nur wenige Tage nach der Veröffentlichung heraus kam, dass es sich bei den Büchern lediglich um Fälschungen handelt.

Mit dem Podcast sollen mehr als zwei Jahre im Leben von Kujau und Heidemann rekonstruiert werden. Dafür wertete die Redaktion viele Stunden Tonbandmaterial mit Telefongesprächen zwischen den beiden Männern aus den 80er Jahren aus und lässt sie mit diesen Originalaufnahmen im Podcast zu Wort kommen. Der "Stern" interviewte außerdem Zeitzeugen, Historiker, Antiquitätenhändler und Sammler. Als Erzähler führt Malte Herwig durch alle zehn Folgen. Der Journalist und Buchautor recherchierte zusammen mit Isa von Heyl rund ein Jahr lang für den Stern und entdeckte die Tonbandaufnahmen in Heidemanns Privatarchiv. Das Drehbuch widerum wurde von Nilz Bokelberg geschrieben, der Schnitt von Maria Lorenz und Frida Morische übernommen. 

"'Faking Hitler' ist die Aufarbeitung eines Stücks deutscher Mediengeschichte", sagt die neue "Stern"-Chefredakteurin Anna-Beeke Gretemeier. "Es ist unsere eigene Geschichte, mit der wir uns selbstkritisch auseinandersetzen. Als wir vor rund einem Jahr auf das Material stießen, haben wir erkannt, welche neuen Möglichkeiten sich damit journalistisch für uns bieten. Noch nie war jemand so nah dran an den Geschehnissen."

Isa von Heyl, Head of Audio beim "Stern", ergänzt: "Als Podcast produziert, lassen wir den Hörer den Betrug unmittelbar miterleben. Die ältere Zielgruppe, die den Skandal miterlebt hat, und eine jüngere Zielgruppe, die diese ganze Geschichte noch gar nicht kennt."