Um den Werbemarkt steht es auch zu Beginn des neuen Jahres nicht zum Besten, soviel ist spätestens nach Vorlage der Geschäftszahlen fürs 1. Quartal 2019 von ProSiebenSat.1 sicher. Und dennoch zeigt man sich in Unterföhring zufrieden und spricht von einem "guten Start ins Jahr". Tatsächlich gelang es, den Konzernumsatz trotz dieser Umstände um vier Prozent auf nun 913 Millionen Euro zu steigern und die rückläufigen Werbeerlöse wettzumachen.

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hingegen ging um 5 Prozent auf 190 Millionen Euro zurück - das hatte ProSiebenSat.1 allerdings auch angekündigt. Hier schlägt sich nieder, dass ProSiebenSat.1 die Investitionen im Entertainment-Bereich hochfährt, um ebenjenen wieder auf Kurs zu bringen und zukunftstauglich zu machen. Trotzdem stieg der bereinigte Konzernüberschuss (Adjusted Net Income) leicht um ein Prozent auf nun 94 Millionen Euro.

Betrachtet man nur das Entertainment-Segment, dann sank der Außenumsatz im 1. Quartal um sieben Prozent auf 579 Millionen Euro, obwohl zugleich der Zuschauer-Marktanteil mit 27,9 Prozent auf den höchsten Wert seit drei Jahren kletterte. Hier macht sich allerdings auch bemerkbar, dass Maxdome und 7NXT inzwischen nicht mehr dazu gehört, rechnet man das ebenso wie Währungseffekte heraus, dann bleibt ein Rückgang von vier Prozent, was sich quasi vollständig mit rückläufigen Werbeerlösen erklären lässt. Neben dem allgemein rückläufigen Markt wirkte sich hier auch das späte Osterfest, das in den April fiel aus. Nimmt man den April hinzu, dann ergibt sich daher für die ersten vier Monate schon nur noch ein Rückgang des Werbemarktes von zwei Prozent. Ohnehin positiv entwickelten sich die Einnahmen im digitalen und smarten Werbegeschäft sowie bei der Distribution - da TV-Werbung aber unverändert die mit großem Vorsprung größte Einnahmequelle ist, können sie die rückläufigen Zaheln dort nicht ausgleichen.

Dafür gelang das auf Konzernebene mit erheblichem Wachstum in anderen Segmenten. Die Red Arrow Studios etwa konnten im ersten Quartal ihren Außenumsatz um satte 38 Prozent auf 148 Millionen Euro steigern, auch bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte ging's um 31 Prozent nach oben. Hier war es insbesondere das Auslandsgeschäft, aus dem positive Impuse kamen. "The Weekly" für (FX/Hulu) und eine neue Staffel "Bosch" für Amazon brachten Geld in die Kasse, aber auch die Serie "Vienna Blood", die für ORF und ZDF produziert wurde. Dazu kamen höhere Umsätze des globalen Digital-Studios Studio71. Der Gewinn auf EBITDA-Basis fiel mit 8 Millionen Euro zwar doppelt so hoch aus wie im Vorjahresquartal - besonders profitabel ist das Geschäft damit aber weiterhin nicht. Das Commerce-Geschäft, das in der NUCom Group gebündelt ist, verzeichnete einen Anstieg des Außenumsatzes um 25 Prozent auf nun 199 Millionen Euro, das Adjusted EBITDA legte auf 19 Millionen Euro zu. Festzuhalten bleibt damit aber auch: Am mit Abstand profitabelsten ist ProSiebenSat.1 weiterhin in seinem eigentlichen Kernbereich "Entertainment" - trotz der Probleme dort.

Alles in allem sieht sich ProSiebenSat.1 damit auf Kurs und bestätigt seine Ziele fürs Gesamtjahr - verweist aber wie immer auf die "geringe Visibilität im Werbemarkt", traut sich also keine echte Voraussage zu, wie der sich entwickeln wird. Vorstandschef Max Conze zeigt sich mit den jetzt erreichten Zahlen aber in jedem Fall zufrieden: "Wir machen Fortschritte bei der Umsetzung unserer Strategie. Unser Gruppen-Umsatz stieg im ersten Quartal um 4 Prozent trotz eines schwachen Werbemarkts. Dank unseres konsequenten Fokus für lokale und digitale Inhalte gewinnen wir beim Publikum. (...) Es gibt noch einiges zu tun, daher investieren wir in die Zukunft unseres Geschäfts und konzentrieren uns auf unsere Prioritäten: Unsere einzigartige Streaming-Plattform Joyn spielt hier eine entscheidende Rolle. Wir kommen bei unseren Technologie-Initiativen voran, insbesondere beim Thema Smart Reach, und arbeiten an einer einheitlichen Reichweitenwährung. Bei all dem werden auch strategische Partnerschaften in Deutschland und Europa ein wichtiger Hebel sein." Der Start von Joyn als 7TV-Nachfolger wurde gestern für Juni angekündigt, zunächst allerdings noch in abgespeckter Form ohne die Integration der Bezahl-Angebote wie Eurosport Player und Maxdome.