2013 stieg Marion Horn zur Chefredakteurin der "Bild am Sonntag" auf. Nach 57 Jahren stand damit erstmals eine Frau an der Spitze der auflagenstärksten Sonntags-Zeitung des Landes. In der neuesten Ausgabe des von Springer selbst produzierten Podcasts "inside.pod" sprechen Freya Schulte-Wintrop und Holger Thurm mit ihr ausführlich darüber, wie es war, als Frau Karriere in dieser männerdominierten Welt zu machen. "Wenn man mit den großen Jungs spielen will, darf man nicht sehr schüchtern sein", fasst sie ihre Haltung zusammen - insbesondere die Anfangszeit bei "Bild", in deren Chefredaktion sie 2001 einstieg, war aber offenkundig nicht leicht.

"Das erste Jahr bei 'Bild' habe ich gedacht, ich bin im falschen Film", so Horn, die sich wie bei "Mad Men" gefühlt habe. Es habe in Führungspositionen praktisch keine Frauen gegeben. Aber gerade deshalb habe sie die Aufgabe trotzdem übernehmen wollen. "Ich glaube nicht, dass Frauen bessere Menschen sind, aber ich glaube, dass uns die Hälfte der Welt gehört. Und wenn man sich dann nicht dorthin traut, wo die großen Buchstaben gemacht werden, dann ändert sich ja auch nichts." Es sei aber bis heute schwieriger, Frauen für Führungspositionen zu gewinnen, weil diese häufiger Selbstzweifel hätten - was aber nicht gernerell schlecht sei. "Wenn du im Boulevard keine Selbstzweifel hast, dann bist du auch in der Gefahr, eine komische Zeitung zu machen."

Dass mehr Frauen in entscheidenden Positionen sitzen, sei auch deshalb wichtig, weil Nachrichten noch immer überwiegend "männergetrieben" seien. "Ich gehe der Redaktion oft genug auf die Nerven mit der Frage 'Hat denn nirgendwo ne Frau heute irgendwas tolles gemacht?'", so Horn. Gerade große Medien wie "BamS" oder "Bild" hätten aus ihrer Sicht die Aufgabe, Frauen nicht nur als Spielerfrauen, Opfer oder Nackte darzustellen. Horn: "Da Gewalt nach wie vor überwiegend von Männern ausgeht und sich in der Regel gegen Frauen richtet, ist das typische Bild, das in großen Medien gezeigt wird, das weibliche Opfer und der männliche Täter. Das ist Wahrheit, aber das zementiert etwas, wenn man Frauen nur immer als Opfer sieht. Wir versuchen, bei 'BamS', andere Frauenbilder zu zeigen."

Ihre Strategie gegen den Auflagenverfall beschreibt sie so, dass sie eine Zeitung mit mehr Relevanz und Lebensnähe für die Leser machen wolle - und dabei nehme sich die Redaktion einfach selbst zum Maßstab. "Wir machen die Zeitung so, als würden wir sie für uns selbst machen." Ziel sei es, den aus ihrer Sicht ohnehin nicht zu verhindernden Auflagenrückgang auf ein vertretbares Maß zu reduzieren und zugleich die Kosten zu anzupassen, dass weiter das gleiche Geld verdient werde. In Sachen Profitabilität stehen "Bild" und "BamS" tatsächlich weiterhin sehr gut da - in Sachen Stoppen des Auflagenverfalls hingegen weniger. Binnen Jahresfrist sank die harte Auflage im 2. Quartal bei "BamS" um knapp zehn Prozent und damit erheblich stärker als bei anderen Sonntags- und Wochenzeitungen.

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