In den vergangenen Jahren hat RTL schon so einige juristische Auseinandersetzungen aufgrund von investigativen Recherchen des "Team Wallraff" ausgefochten. Darin ging es vor allem um einen Klinikbetreiber, der sich ungerecht behandelt sah. Man stritt sich vor Gericht aber auch schon um belegte Brötchen an Autobahnraststätten. Zuletzt hatte RTL im Mai vor dem Landgericht Leipzig eine Niederlage einstecken müssen. dort ging es um eine Ausgabe der Sendung, die im März dieses Jahres über den Sender ging. 

Die Richter hatten unter anderem darüber zu entscheiden, ob zwei Klinik-Angestellte ausreichend unkenntlich gemacht wurden und ob es eine unwahre Berichterstattung war, weil nicht darauf hingewiesen wurde, dass die gezeigte heimliche Verabreichung von Medikamenten an einen Patienten von dessen Mutter gebilligt war. Das Gericht gab den Klägern in erster Instanz recht, RTL legte dagegen in der Folge Rechtsmittel ein. Nachdem zuletzt die Rechtmäßigkeit von Undercover-Recherchen auch in einigen Medien wieder thematisiert wurde, meldet sich nun auch RTL nochmal zu Wort.

Chefredakteur Michael Wulf sagt: "Da es bei den verdeckten "Team Wallraff"-Recherchen immer auch um die strikte Wahrung von Persönlichkeitsrechten geht, sind wir uns hierbei zu jedem Zeitpunkt unserer besonderen Verantwortung bewusst. Deshalb wägt die Redaktionsleitung unter Beachtung der juristischen Rahmenbedingungen sehr sorgfältig und penibel ab, ob und in welcher Form Filmmaterial sendbar ist oder nicht. Auf der Grundlage dieses sehr strengen redaktionellen und juristischen Prozederes sind wir auch im aktuellen Fall der klaren Auffassung, dass wir journalistisch korrekt gearbeitet haben." Beim Sender ist man überzeugt davon, dass die beiden Frauen nicht zu erkennen gewesen sind. Auch eine unwahre Berichterstattung liege nicht vor. Beim Sender bezeichnet man diesen Punkt als "juristisch irrelevant, da eine Zwangsmedikation nur mit richterlichem Beschluss erfolgen darf, welcher hier unstreitig nicht vorlag."

Am 16. August will man im "Nachtjournal" noch einmal über die Bedeutung, Verantwortung und Wirkung von investigativem Journalismus berichten, speziell auch beim "Team Wallraff". Dort wird man auch Stellung zur aktuellen juristischen Auseinandersetzung nehmen. Michael Wulf betont die Bedeutung der eingesetzten Recherche-Methoden: "Wir sind fest davon überzeugt, dass die Methoden des investigativen Journalismus in bestimmten Situationen unverzichtbar sind, um verborgene, unhaltbare Zustände dokumentieren zu können, die von großem gesellschaftlichem Interesse sind. Nur so konnten wir auch die erheblichen Missstände in verschiedenen psychiatrischen Kliniken aufdecken. Deshalb bekennen wir uns zu den verdeckten Recherchen des ‘Team Wallraff’: Auch in Zukunft werden Reporter undercover gehen, um so erfolgreich Missstände in verschiedensten Einrichtungen aufdecken zu können."