Nachdem zuletzt der WDR mehrfach von Warnstreiks in der aktuellen Tarifrunde betroffen war, traten heute Mitarbeiter des SWR in Baden-Baden, Mainz, Stuttgart und Tübingen in den befristeten Ausstand - ausgerechnet am ersten Arbeitstag des neuen Intendanten Kai Gniffke. Anlass ist aber nicht sein Amtsantritt, sondern die nächste Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaften und dem Sender, die für den morgigen Dienstag vorgesehen ist. Ver.di hatte zum Warnstreik aufgerufen, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Das hat am Nachmittag auch direkte Auswirkungen aufs Programm. Die eigentlich zwischen 16:05 Uhr und 18 Uhr live ausgestrahlte Sendung "Kaffee oder Tee" entfällt am Montag, stattdessen zeigt der SWR Programm aus der Konserve. Konkret gibt's zunächst "Gartengeschichten - ganz natürlich" und "Einfach schön! Mein neuer Balkon: Donaueschingen" zu sehen, nach den 17-Uhr-Nachrichten folgt ein "Reisetipp Südwest" über den Pfälzerwald" und "Genussvoll durch die Ortenau".

Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine Erhöhung der Gehälter um sechs Prozent oder mindestens 200 Euro monatlich bei einer Tarifvertragslaufzeit von 12 Monaten. Auch Auszubildende sollen Besser gestellt werden, ebenso sollen die Honorare für Frei angehoben werden. Drei Verhandlungsrunden waren bislang ergebnislos geblieben. Die Gewerkschaften wollen sich damit an der Tarifrunde des Öffentlichen Dienstes orientieren, der SWR bietet bislang 1,9 Prozent pro Jahr.

"Dass die SWR-Beschäftigten nach Jahrzehnten guter Tarifpartnerschaft jetzt abgekoppelt werden sollen von der Tarifentwicklung im öffentlich Dienst ist nicht hinnehmbar", sagte der Siegfried Heim, Leiter des ver.di-Landesfachbereichs Medien, Kunst und Industrie bei der Streikkundgebung in Stuttgart. "Wer jeden Tag engagiert Programm für Radio, Fernsehen und Online mache, darf nicht mit unterdurchschnittlichen Lohnsteigerungen abgespeist werden, nur, weil sich die Länder-Ministerpräsidenten und die Landtage nicht auf eine angemessene Erhöhung des Rundfunkbeitrags einigen können", so Heim weiter.

SWR Verwaltungsdirektor Jan Büttner wirbt bei den Mitarbeitern um Verständnis: "Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird im multimedialen Umbau eine Menge abverlangt. Das ist der Geschäftsleitung des SWR bewusst und es ist uns ein großes Anliegen, dieses Engagement zu würdigen und auch angemessen zu honorieren. Die finanziellen Rahmenbedingungen geben uns aber nicht die nötigen Freiräume, die wir dafür bräuchten. Wenn wir die derzeitigen Forderungen der Gewerkschaften erfüllen würden, würde das unweigerlich einen weiteren Personalabbau nach sich ziehen. Das kann niemand wollen. Und mit dem vorliegenden Angebot bewegen wir uns sogar oberhalb der voraussichtlichen Teuerungsrate."