Weil die Tarifverhandlungen aus Sicht der Gewerkschaften stocken, haben DJV und Verdi am heutigen Mittwoch zu Streiks in einigen ARD-Anstalten aufgerufen. Den ganzen Tag über wird es wohl zu Programmänderungen und Ausfällen kommen. Sichere Angaben darüber, welche Formate entfallen, gibt es aber bislang nicht. Schon in den Morgenstunden gab es allerdings einige streikbedingte Veränderungen, die insbesondere im Ersten sowie bei einigen Radiosendern spürbar waren. 

Vorgesorgt hatte man etwa beim "ARD-Morgenmagazin", das in den vergangenen Monaten bereits zweimal bestreikt wurde. Der zuständige WDR ließ vor dem eigentlichen Sendungsbeginn um 5:30 Uhr zwei halbstündige Strecken aufzeichnen, die man abwechselnd zeigte. Die Moderatoren wiesen zum Beginn der Sendung auf diesen Umstand hin. Im Anschluss an das "Morgenmagazin" wurde auch von "Live nach Neun" erneut nur ein Best-Of gesendet. Weitere Änderungen durch Streiks beim WDR: Cosmo hat die Nachrichten von WDR 5 übernommen, bei WDR 3 laufen keine Kulturnachrichten und nachmittags gibt's Dokus statt "Hier und heute" im WDR Fernsehen.

Hart getroffen haben die Streiks am Vormittag besonders die Radiosender des BR. Während bei Bayern 1 und Bayern 3 das reguläre Programm zu hören ist, senden Bayern 2, B5 aktuell und BR Klassik derzeit kein eigenständiges Programm. Stattdessen wird auf diesen Frequenzen das Programm von Bayern 3 übernommen. BR Heimat, Bayern plus und Puls sind zudem mit einem reduzierten Programm on air. Und auch auf der Website des BR gibt es derzeit nur eine Art Notbetrieb. Der Sender hat aber darauf hingewiesen, via Twitter über alle wichtigen Nachrichten informieren zu wollen. 

Im Fernsehprogramm des BR sind die Streiks derzeit noch nicht sichtbar, ebenso beim NDR und beim SWR. Das "ARD-Buffet" war zur Mittagszeit allerdings wie gewohnt zu sehen. Das Magazin wird vom SWR verantwortet, wo die Streiks ohnehin erst ab dem Nachmittag beginnen sollen. Am Nachmittag erklärte der SWR, dass die "SWR Aktuell"-Nachrichten für Baden-Württemberg zum Teil von Saarländischen Rundfunk und von "SWR Aktuell Rheinland-Pfalz" übernommen werden müssen. Auch der Verkehrsfunk in den Radioprogrammen sei betroffen. Zeitweise könnten nur die Warnmeldungen ausgestrahlt werden, hieß es.

Was geht noch in den Tarifverhandlungen? 

Hintergrund zu den Streik-Aktionen sind die festgefahrenen Verhandlungen über einen Tarifabschluss. Die Gewerkschaften fordern, dass dieser sich wie in der Vergangenheit auch am Abschluss des öffentlichen Dienstes orientieren soll, der Einkommenssteigerungen von insgesamt etwa 7,8 Prozent bei einer Laufzeit von 33 Monaten vorsieht. Die ARD-Anstalten verweisen hingegen auf knappe Kassen und dass man bei weitem nicht über die finanziellen Spielräume der Länder verfüge. Viel mehr als ein Ausgleich der Inflationsrate sei nicht möglich, ohne substantielle Einschnitte im Programm und auch bei den Beschäftigten vorzunehmen.

Auch auf der ARD-Hauptversammlung am Mittwoch waren die Streiks Gesprächsthema. BR-Intendant und ARD-Vorsitzender Ulrich Wilhelm und BR-Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel machten noch einmal auf die Einnahmensituation durch den Rundfunkbeitrag aufmerksam. Weil dieser nicht steige, bekäme man selbst auch keinen Teuerungsausgleich. So habe der BR in den vergangenen Jahren mit einer Preissteigerung von 12,5 Prozent arbeiten müssen, während die Einnahmen nur um 4,7 Prozent gestiegen seien.

Die Angebote in den Tarifverhandlungen sind das Maximum, deuteten Wilhelm und Frenzel an. Alternativ müsse man am Programm sparen oder Stellen abbauen. "Wir wollen einen fairen Inflationsausgleich, aber dabei das Programm sichern und die Beschäftigung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk", so Frenzel. Wilhelm sprach von einer "harten Tarifrunde", zeigte gleichzeig aber "großes Verständnis" für die Forderungen der Gewerkschaften. Auf der ARD-Pressekonferenz äußerte er sich allerdings optimistisch, eine Lösung finden zu können. Wie die aussehen wird, ist momentan allerdings völlig unklar.