Dass es bei Springer ein großes Sparprogramm im Print-Bereich geben würde, war erwartet worden - nun hat der Springer-Vorstand es vorgelegt. Die Kostenbasis soll um 50 Millionen Euro im Jahr gesenkt werden, heißt es darin. Zugleich betont man aber, dass in den kommenden drei Jahren mehr als 100 Millionen Euro in "Wachstumsprojekte" von "Bild" und "Welt" gesteckt werden.

Doch zunächst zu den zahlreichen unangenehmen Entscheidungen. Man werde dort Personal reduzieren, wo das Geschäft rückläufig ist. Zum Umfang machte Springer keine Angaben, der DJV schreibt von 20 Prozent der Arbeitsplätze in den betroffenen Unternehmensbereichen. Betroffen sind sowohl Verlagsstrukturen, als auch Redaktionen und die Vermarktungs- und Vertriebs-Töchter Media Impact und Sales Impact. Die Redaktionen von "Bild" und "Bild am Sonntag" sollen noch weiter zusammengeführt werden - die Eigenständigkeit der "BamS" ist also wohl dahin. Die "B.Z." erhält die gesamte überregionale Berichterstattung künftig von "Bild" und darf sich rein um die Berliner Lokalberichterstattung kümmern - die sie dafür im Gegenzug aber auch der "Bild" zuliefert.

Die "Welt" wird es zwar auch weiterhin als gedruckte Zeitung geben, nicht aber die einst als vermeintlich zukunftsträchtigeren Ableger gestartete "Welt kompakt". Ebenfalls eingestellt wird die Hamburger Ausgabe der "Welt". Das Wirtschaftsmagazin "Bilanz" erscheint nicht mehr eigenständig, sondern wird in "Welt" integriert. "Auto Bild" und "Computer Bild" sollen sich auf die jeweiligen Haupttitel sowie einige Spezialmagazine konzentrieren - "Computer Bild Spiele" beispielsweise wurde kürzlich ja schon eingestellt. Die "Sport-Bild" kommt aus einem markenübergreifenden "Sport-Kompetenzzentrum", das auch für "Bild" und "Welt" die Sport-Inhalte produziert. Allgemein gibt's für alle die Hausaufgabe, neue Geschäftsmodelle zu erschließen.

Bei den Investitionen steht allen voran ein Ausbau der Video-Aktivitäten von "Bild" ganz oben auf der Tagesordnung. "Bild" soll "zur attraktivsten Live-Plattform für News, Entertainment und Sport werden", schreibt Springer in einer Mitteilung. Auch auf die TV-Bildschirme will man die Marke bringen - wie das aussehen soll, bleibt aber einstweilen unklar. Bei "Welt" soll der Paid-Content-Bereich ausgebaut werden, um die Zahl digitaler Abonnenten deutlich zu erhöhen. Es stehe "ein Contributoren-Modell mit einem Netzwerk aus Experten und Kommentatoren im Vordergrund der Investitionen", heißt es in der Mitteilung.

Stephanie Caspar, die im Springer-Vorstand News Media National und Technologie zuständig ist, erklärt: "Wir gehen mit 'Bild' und 'Welt' jetzt den nächsten Schritt und investieren konsequent in die Zukunft der Marken. Vor allem bei Video, Sport und Paid Content. Gleichzeitig wollen wir uns fokussieren und Strukturen in Bereichen, die nicht mehr wachsen, verkleinern. Das erfordert Einschnitte, leider auch bei Mitarbeitern, die sich täglich mit viel Leidenschaft für den Erfolg unserer journalistischen Marken einsetzen. Wir setzen daher in erster Linie auf Freiwilligkeit, Fluktuation und Vorruhestandsregelungen und werden alles tun, diesen notwendigen Wandel für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem attraktiven Paket, das auch mit Qualifizierungen für andere Jobprofile fit macht, so gut wie möglich zu unterstützen. Gleichzeitig zu sparen und zu investieren wirkt auf den ersten Blick widersprüchlich. Wir glauben: Es ist die Voraussetzung für den Erfolg unserer Wachstumsstrategie."

Der DJV steht den umfassenden Plänen kritisch gegenüber. "Das ist keine Reform, sondern ein grundlegender Umbau, der viele bewährte und qualifizierte Journalistinnen und Journalisten auf der Strecke lässt", kommentiert der DJV-Vorsitzende Frank Überall. Zwar sei es "im Grunde richtig, Medienmarken weiter zuentwickeln, aus Sicht de DJV gehe Springer aber auf dem Rücken der Belegschaft ein zu hohes Risiko ein, um die Renditeerwartungen des neuen Gesellschafters KKR zu erfüllen. "Springer bleibt
die Antwort auf viele Fragen schuldig, zum Beispiel auf den Nutzen für die Leser, in drei Zeitungen künftig die gleichen Sportberichte zu finden. Das ist das Gegenteil von Medienvielfalt und das werden Leser und Nutzer vermutlich abstrafen."