Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue hat sich in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" dafür ausgesprochen, mit verstärktem Erklären für Transparenz zu sorgen. "Transparenz heißt mehr als Fehlerkultur", sagte Raue. "Wir müssen zu unseren Fehlern stehen, wir müssen auch erklären, wie sie zustande kommen. Aber Transparenz geht noch weiter. Wir müssen erklären, warum wir etwas tun, warum wir mit der einen Person gesprochen haben und mit der anderen nicht, dass wir diesen nicht erreicht haben oder jener nicht mit uns sprechen wollte. Wir haben lange geglaubt, uns nicht erklären zu müssen. Wir müssen aus unserem Turm raus und erklären, was wir warum tun."
Zur Glaubwürdigkeit soll das Duzen der Hörerinnen und Hörer in den Podcasts beitragen. "Wir duzen die Hörer auch, nicht weil wir sie ankumpeln wollen, sondern weil die Menschen gerne direkt und persönlich angesprochen werden", so der Deutschlandradio-Intendant. "Es ist schon viel gewonnen, wenn man alles nicht mehr so geschniegelt macht. Denn das ist Relotius – aber das ist, mit Abstrichen, Hörfunk und Fernsehen auch. Wir haben schon ganz schön poliert. Nicht aus Täuschungsgründen, sondern weil es wie ein pulitzerpreisverdächtiges Produkt aussehen soll. Hörerinnen und Hörer, Zuschauerinnen und Zuschauer können mit Unebenheiten viel besser umgehen, wenn wir sie erklären."
Mit Blick auf den Umgang mit der AfD spricht sich Stefan Raue für eine andere Herangehensweise aus. "Wir sind auf merkwürdige Weise zu fixiert auf das, was die AfD sagt und macht. In vielen Gesprächsformaten wurden Runden zusammengestellt, in denen einer die Opposition stellt, und das war dann die AfD. Wenn ich alle politischen und kulturellen Bezüge immer in Richtung AfD wende, bekommt diese Partei ein Volumen – nicht Substanz, Volumen –, das ihr nicht zusteht", so Raue in der "FAZ". "Wir sollten die AfD nicht ständig zum Bezugspunkt aller unserer politischen Diskussionen machen."
Dass das alte Radio auf absehbare Zeit abgelöst wird, glaubt Raue derweil nicht. "Es hat seine Berechtigung in vielen Situationen, es ist ein anspruchsvolles Begleitmedium. Denken Sie nur ans Autofahren. Wir sind ein mobiles Volk. Wir werden im Auto auf absehbare Zeit nicht fernsehen, wir hören Radio und nutzen – hoffentlich auf erlaubte Weise – Smartphones. Als Alltagsmedium ist das Radio unschlagbar." Die Radionutzung sei jedoch eine Generationsfrage. "Die Mediennutzung von Menschen unter und über fünfunddreißig Jahren unterscheidet sich fundamental", betonte Raue und zeigte sich doch zufrieden, schließlich sei die Nutzung der drei Deutschlandradio-Programme zuletzt gestiegen.