Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat den diesjährigen Comedypreis dominiert. Bei der nunmehr 20. Verleihung heimste alleine die ARD drei Preise ein, dazu gab es den Innovationspreis für Jan Böhmermann und eine Auszeichnung für 3sat - ein Trend, der sich schon vor einigen Jahren abzeichnete. Auf Seiten der Privatsender hielt diesmal vor allem "Jerks" die Fahne hoch: Die Talpa-Produktion von Joyn und ProSieben wurde als beste Comedyserie ausgezeichnet und setzte sich gegen hochkarätige Konkurrenten durch, darunter "Arthurs Gesetz" und "Merz gegen Merz".
Im Falle von "Jerks" blieb sich die Comedypreis-Jury treu: Schon in den beiden Jahren zuvor war die Serie mit Christian Ulmen und Fahri Yardim ausgezeichnet worden. Dass beide einmal mehr den Preis nicht selbst entgegennahmen, monierte Laudator Chris Tall: "Kommt auch mal vorbei, es ist echt nett hier", sagte er. Auch Olli Dittrich, der in der Kategorie "Beste Parodie / Sketch-Show" für "Trixie Nightmare - Der tiefe Fall der Trixie Dörfel" ausgezeichnet wurde, fehlte bei der Verleihung, schickte aber zumindest eine amüsante Grußbotschaft aus dem Flugzeug.
Den Preis für die beste Comedyshow heimste derweil "PussyTerror TV" ein - als einzige öffentliche-rechtliche Sendung setzte sich die Brainpool-Produktion gegen "Luke! Die Woche und ich", "Mario Barth deckt auf", "Die Faisal Kawusi Show" und "Hotel Verschmitzt" durch. Überraschend dagegen der Gewinner in der Kategorie "Beste Satire-Show": Hier machten die WDR-"Mitternachtsspitzen" das Rennen, was insofern erstaunlich ist, handelt es sich dabei doch um politisches Kabarett. Für Moderator Jürgen Becker kein Widerspruch: "Kabarett schön und gut, aber man muss auch mal einen Witz machen."
Selbst das beste TV-Soloprogramm lief im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: Olaf Schubert erhielt den Preis für das von 3sat übertragene Programm "Sexy forever". Und dann war da wie erwähnt auch noch Jan Böhmermann, der den Innovationspreis für "Prism is a Dancer" erhielt - und kurioserweise nicht selbst auf der Bühne stand, sondern sich mittels eines kleinen Bildschirms artig bedankte. "Wer hier nicht dabei ist, der hat nicht gelebt", so Böhmermanns Fazit aus der Ferne.
Zu den Gewinnern des Abends darf sich auch Luke Mockridge zählen, der die Preisverleihung nicht nur eröffnete, sondern vom Publikum zum besten Komiker gewählt wurde und - wie schon in den Jahren zuvor - den Comedypreis für den erfolgreichsten Live-Act erhielt. Hier kann sich Sat.1 zumindest ein Stück weit für sein Sendergesicht freuen. Und auch am Sonderpreis für das Ensemble der inzwischen zu Amazon gewechselten Comedyserie "Pastewka" war Sat.1 in der Vergangenheit durchaus beteiligt. Doch angesichts der öffentlich-rechtlichen Festspiele ist das allenfalls eine Randnotiz bei der diesjährigen Verleihung .
Und sonst? Der Comedypreis bot über drei Stunden hinweg eine amüsante und kurzweilige Show, die allerdings ohne allzu große Überraschungen über die Bühne ging. Dass die Verantwortlichen diesmal auf einen festen Moderator verzichteten, schadete nicht, brachte die Verleihung allerdings auch nicht nennenswert voran. Für die größten Lacher im Saal sorgte ausgerechnet kein Comedian - sondern Thomas Gottschalk. "Ich warte immer noch auf die Eurovisions-Hymne, wenn ich rauskomme", scherzte er, ehe Hella von Sinnen im Publikum die Melodie anstimmte. Gottschalks trockene Reaktion: "Wenigstens Michelle ist da."
Den Preis fürs "Lebenswerk International" überreichte der Entertainer schließlich an die "Monty Python"-Legende John Cleese, den Gottschalk dafür würdigte, "das Unsinnige mit dem Sinnlosen" verbunden zu haben. Cleese, inzwischen 79 Jahre alt, machte seinem Ruf alle Ehre und trat im Nonsens-Konstüm auf, um den Preis entgegenzunehmen. Seine Dankesrede hielte er stellenweise auf Deutsch. Die wichtigsten Worte: "Ich kann mit einem Eierlöffel Fledermäuse töten." Ein Satz, der den Comedypreis bestens zusammenfasst.
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