Der seit Monaten schwelende Streit bei der "Süddeutschen Zeitung" ist beendet und der Machtkampf damit entschieden. Wie der Verlag nun nämlich bekanntgegeben hat, verlässt Julia Bönisch, Chefredakteurin von SZ.de und Mitglied der Print-Chefredaktion, das Unternehmen. Offiziell haben sich beide Seiten nur Gutes zu sagen. So heißt es in einer Pressemitteilung, die Trennung erfolge in "gegenseitigem Einvernehmen". Dem Vernehmen nach verhandelten beide Seiten schon seit einiger Zeit über einen Abgang Bönischs. 

Gestärkt sind nun die beiden Print-Chefredakteure Kurt Kister und Wolfgang Krach, sie hatten sich mit Bönisch zuletzt einen mehrmonatigen Machtkampf geliefert. Auslöser war ein Debattenbeitrag der SZ.de-Chefredakteurin im Medienmagazin "Journalist". Darin hatte sie im Mai die strikte Trennung von Redaktion und Verlag in Frage gestellt hat. Es gehe bei ihrem Job nicht um Schönschreiberei oder "wuchtige Texte", so Bönisch damals. Vielmehr müssten Redaktionsleiter heute wie Manager und Produktchefs agieren. Kister und Krach fühlten sich davon offenbar angegriffen, von einem "Vertrauensbruch" war intern die Rede. 

Bei SZ.de übernehmen nun erst einmal Iris Mayer und Ulrich Schäfer vorläufig die Redaktionsleitung, die sind schon bislang Nachrichtenchefs von Webseite und Print-Titel. Diese Lösung gilt, bis die Chefredaktion neu aufgestellt ist. "Auch nach der Neuaufstellung wird die Süddeutsche Zeitung die Entwicklung der digitalen Angebote weiter vorantreiben", heißt es vom Verlag. 

Stefan Hilscher, Geschäftsführer des Süddeutschen Verlags, sagt zum Abgang der Digital-Chefredakteurin: "Julia Bönisch hat maßgeblich dazu beigetragen, die Süddeutsche Zeitung zum führenden Nachrichtenangebot im deutschsprachigen Internet zu machen. Mit ihrer Freude am Qualitätsjournalismus und ihrer Expertise im innovativen Redaktionsmanagement hat sie wesentliche Leitplanken für unsere kommende Entwicklung gesetzt, unser Haus in den vergangenen Jahren geprägt und damit zu unserem Erfolg entscheidend beigetragen. Den erfolgreich eingeschlagenen Weg werden wir fortsetzen. Wir danken ihr für ihre hervorragende Arbeit."

Bönisch selbst sagt: "Ich bedanke mich bei dem Verlag und vor allem bei meinem Team für die gute Zusammenarbeit. Wir haben gemeinsam viel erreicht, und darauf bin ich stolz. Doch jetzt trennen sich unsere Wege." Und dann erklärt sie noch: "Manchmal braucht man den Mut zu Veränderungen." Das ist eine äußerst zweideutige Formulierung. In diesem Fall ist es auch ein Seitenhieb auf die Print-Granden im Verlag.

Bönisch arbeitete bereits seit 2007 für SZ.de, vor ihrer Berufung zur Chefredakteurin und Mitglied der Chefredaktion war sie in unterschiedlichen Positionen in der Redaktion tätig, unter anderem als Ressortleiterin und Chefin vom Dienst. Anfang 2017 wurde sie zur Chefredakteurin des Online-Portals befördert, zunächst übte sie diesen Job noch in einer Doppelspitze mit Stefan Ottlitz ab. Ab Herbst 2017 war sie dann alleine verantwortlich, weil Ottlitz den Verlag in Richtung "Spiegel" verließ.