Vor 30 Jahren ist die  Association of Commercial Television in Europe (ACT) gegründet worden, seither vertritt die Organisation die Interesseren von kommerziellen Fernsehsendern auf EU-Ebene. Dabei vertritt man 28 Sender aus 28 Ländern. Zu den Geburtstagsfeierlichkeiten der ACT hat Bertelsmann- und RTL-Group-Chef Thomas Rabe am Montagabend in Brüssel eine Rede gehalten.

Darin hat Rabe noch einmal den Stellenwert der europäischen Medienhäuser betont. So würden kommerzielle Sender in Europa 15 Milliarden Euro jährlich in Inhalte investieren. Die gesamte audiovisuelle Medienbranche, also der TV- und Radiowerbemarkt sowie das Pay-TV und die öffentlich-rechtlichen Anstalten, sei zusammengenommen 112 Milliarden Euro schwer. Die Medienbranche sei eine Säule der Demokratie. Man liefere vertrauenswürdige Nachrichten, die auf "hohen redaktionellen Standards" basieren würden, so Rabe in seiner Rede. 

Dennoch befinde sich die Branche im Wandel und traditionelle Medienhäuser würden "zig Milliarden Dollar" ausgeben, um sich gegen Tech-Giganten zu wehren. Diese Konzerne aus den USA hätten "Positionen von beispielloser Macht und Dominanz eingenommen". Geschafft hätten sie das dank global skalierbarer Geschäftsmodelle, nahezu unbegrenztem Zugang zu Daten und neuen Technologien. Man wolle sich angesichts der Situation nicht beschweren und die eigenen Stärken ausbauen. Das müsse aber in einem fairen und modernen Rechtsrahmen geschehen, der die heutigen Marktrealitäten widerspiegele. Rabe fordert: Gleiches Recht für alle. 

Dass dieses gleiche Recht für alle Unternehmen heute noch nicht die Realität sei, würde auch an einer Medienregulierung liegen, die in vielen Bereichen auf das analoge Zeitalter des letzten Jahrhunderts zurückgehe, so Rabe. So kritisiert der Bertelsmann-Boss, dass TV-Sender in Sachen Werbezeit trotz der Reform der AVMD-Richtlinie künftig viel restriktiver reguliert seien als große US-Techfirmen. Auch das Wettbewerbsrecht sei nach wie vor veraltet. Hier verweist Rabe noch einmal auf die vom Kartellamt untersagte Zusammenarbeit zwischen der Mediengruppe RTL und ProSiebenSat.1 vor einigen Jahren, als Netflix in Deutschland noch nicht einmal aktiv war. Das stehe einer "sinnvollen und notwendigen Zusammenarbeit und Konsolidierung" im Wege und spiegele auch nicht mehr die Marktrealitäten wieder. Und während der Deal zwischen Mediengruppe RTL und ProSiebenSat.1 verboten wurde, habe Facebook erst Instagram und später Whatsapp übernehmen dürfen, klagt Rabe.

"Neben einer fairen und modernen Regulierung sind mehr Zusammenarbeit und Partnerschaften zwischen europäischen Rundfunkveranstaltern erforderlich, um mit den Technologiegiganten zu konkurrieren", sagt Rabe, der dann auch noch einmal auf die Anstrengungen der RTL Group in diesem Bereich verweist. So will man künftig vor allem in den Bereichen Werbetechnologie, VoD-Technologie und in der internationalen Werbevermarktung mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten. Dafür hat man auch schon einige Dinge angestoßen: So entwickelt die französische M6 Gruppe die technologische Plattform für Salto – den gemeinsamen Streamingdienst mit TF1 und France Télévisions, der 2020 starten soll. Smartclip bringe derweil Werbetechnologien voran. In beiden Fällen sei man offen für neue Partner, betont Rabe.