SWR-Intendant Kai Gniffke hat in einem Interview mit der "SZ" eingeräumt, Probleme zu haben, junge Zuschauer über den linearen TV-Sender zu erreichen. Man müsse Gas geben bei Inhalten für Menschen, die jünger sind als 50 Jahre, so Gniffke. "Dafür sind wir auch bereit, im Fernsehen Verluste bei den Marktanteilen hinzunehmen, die sich Fernsehsender vor allem mit älterem Publikum sichern." Das schließe auch eine Umverteilung von Ressourcen mit ein, betont der SWR-Intendant. 

Gniffke will es auch in Kauf nehmen, bei den Marktanteilen hinter andere ARD-Anstalten zurückzufallen. "Ich weiß, dass wir von Kollegen und von Aufsichtsgremien hören werden: Ihr seid zurückgefallen. Und ich sage: Ja. Wir werden das Fernsehen mit Zähnen und Klauen verteidigen. Aber wenn es darum geht, wo setzt du mehr Mittel ein, dann wird das nicht dort sein." Auf die Frage der "SZ"-Journalisten, ob er das SWR-Fernsehen für die jungen Zuschauer verloren gebe, antwortet Gniffke: "Wahrscheinlich." Der SWR-Intendant sagt: "Mit dem SWR-Fernsehen jetzt auf unter 30-Jährige zu zielen, hat keinen Zweck. Das muss uns an anderer Stelle gelingen."

Gniffke kündigt an, sich künftig nur noch an einer Gesamtreichweite messen lassen zu wollen. Da will er neben TV und Radio auch den Online-Bereich mit einbeziehen. Bei den Menschen unter 30 und unter 40 Jahren wolle man jeden Tag jeweils mindestens die Hälfte der Bevölkerung erreichen. "Für Menschen über 50 geben wir zurzeit noch drei Viertel des Budgets aus, die Jüngeren sind unterversorgt", so Gniffke.

Große Hoffnungen setzt Gniffke auf ein neues Innovationszentrum, das spätestens Mitte 2020 seinen Betrieb aufnehmen soll. "Das wird eine Hexenküche sein, ein Inkubator für Ideen aus dem SWR, es soll mit Start-ups und Wissenschaft gemeinsame Projekte realisieren. Und es soll konkrete Aufträge angehe", kündigt der Intendant an. Ausgestattet sein soll das Zentrum mit "mehreren Millionen Euro" pro Jahr. Ideen sollen unkompliziert und mit flachen Hierarchien angegangen und umgesetzt werden. Eingespart werden soll das Geld in anderen Bereichen, beispielsweise bei den Nachrichten. "Wir werden nicht mehr an allen Standorten alles machen", sagt Gniffke. "Es ist vielleicht sinnvoller und kräftesparender, wenn man die Produktion nach Plattformen sortiert. Das klingt zunächst nach einem Zurück in alte Zeiten, in denen Fernsehen, Hörfunk und Internet strikt getrennt waren. Dass ausgerechnet ich das sage, nach meinem crossmedialen Umbau der ‘Tagesschau’, hat natürlich eine gewisse Ironie. Aber man muss auch über Crossmedialität ideologiefrei reden können, wenn das Sinn ergibt."