Die Deutsche Welle, der steuerfinanzierte Auslandsrundfunk der Bundesrepublik, hat nach zahlreichen Budget-Erhöhungen in den letzten Jahren mehr Geld zur Verfügung denn je. Gesteckt wird es vor allem in den Ausbau des englischsprachigen Angebots. Die deutschsprachigen Angebote verloren in den letzten Jahren hingegen sukzessive an Bedeutung. Und ab Februar wird nun auch am deutschsprachigen Online-Angebot der Rotstift angesetzt. In einem Offenen Brief an Monika Grütters, Staatsministerin für Medien und Kultur, schlagen rund 50 freie Journalistinnen und Journalisten, die bislang für das Angebot arbeiten, nun Alarm und sprechen von einem drohenden "Kahlschlag", der die deutsche Online-Präsenz "völlig zu marginalisieren" drohe.

So würden insbesondere während der Nachtstunden Redaktionsschichten gestrichen, was zu einer nächtlichen Informationslücke führen werde. Nach Schätzung der freien Journalistinnen und Journalisten fallen jährlich über 1.600 Redaktionsschichten weg - und das, obwohl damit im Vergleich zum Gesamt-Etat nur minimale Einsparungen erzielt werden könnten. Da die Zielgruppe der Deutschen Welle als Auslandsrundfunk zudem gar nicht in Deutschland sitze, falle diese Lücke in vielen Fällen dort aber gar nicht in die nutzungsarmen Nachtstunden, sondern befinde sich mitten am Tag.

Die Unterzeichner des Offenen Briefes werfen der Senderleitung vor, den Boden des Deutsche-Welle-Gesetztes zu verlassen. Darin ist ausdrücklich die Verbreitung der Inhalte auch in deutscher Sprache festgehalten. Programmdirektorin Gerda Meuer wies diesen Vorwurf gegenüber dem Dlf-Medienmagazin @mediasres auch zurück und beteuerte, dass es auch weiterhin ein deutsches Online-Programm geben werde. Man müsse sich aber der veränderten Welt stellen und beruft sich dabei auf Umfragen bei Nutzern. "Menschen, die Deutsch sprechen, wollen ein anderes Angebot", so Meurer. Die schnellen Nachrichten könnten sich die Nutzer anderswo besorgen, die Deutsche Welle wolle daher lieber Analysen, Hintergründe und Einordnungen von Ereignissen in der Welt aus deutscher Sicht liefern. Daher setze man nun entsprechende Umstrukturierungen um.

Die Autoren des Offenen Briefes wollen das nicht gelten lassen. Beim Begriff "Profilschärfung", den die DW-Leitung benutze, handle es sich um einen "Euphemismus für einen schlichten Abbau des deutschen Angebots". Das ergebe sich auch daraus, dass es auch weniger Autoren-Schichten gebe, in denen eigene Geschichten recherchiert und produziert werden könnten. Darüber hinaus sprächen auch andere Argumente für ein weiterhin starkes deutschsprachiges Angebot: Ein großer Teil der Artikel auf fremdsprachigen Angeboten würden auf deutschen Ursprungstexten basieren. Zudem sei für deutsche Steuerzahler wichtig, sich einen Überblick verschaffen zu können, was mit dem Steuergeld gemacht werde.

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