Nachdem die Mediengruppe Dr. Haas erst Anfang 2019 den Regionalsender Rhein-Neckar-Fernsehen aus der Insolvenz gerettet hatte, drohte zum Jahresende schon wieder das Aus. Im Herbst wurde erneut ein Insolvenzantrag gestellt und angekündigt, den Sender nicht fortzuführen. Doch inzwischen hat sich ein neuer Investor gefunden: Andreas Schneider-Neureither, Gründer und CEO der Heidelberger SNP Schneider-Neureither & Partner SE übernimmt 100 Prozent der neuen Rhein-Neckar-Fernsehen & TV-Produktion GmbH, die die Sendelizenzen, das Studio, die Produktionsmittel sowie einen Teil der Belegschaft des insolventen Unternehmens übernommen hatte. Als Geschäftsführer fungiert wieder Ralph Kühnl, der das Rhein-Neckar-Fernsehen bereits seit Februar nach Eingliederung in die Mediengruppe Dr. Haas geleitet hat. Die Kernmannschaft umfasst 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dazu kommt ein Stamm von freien Mitarbeitern.

"Ich sehe die Notwendigkeit eines journalistisch geprägten Fernsehsenders in der Metropolregion Rhein-Neckar", so Schneider-Neureither. "Gerade in Zeiten, in denen die Entwicklung von Medien, speziell im Regionalen, nicht vorherzusehen ist, braucht es diese stabile Säule - auch in Bezug auf die demokratische Willensbildung in der Bevölkerung. Die Metropolregion Rhein-Neckar will zu den attraktivsten Regionen in Europa gehören - bei diesem Anspruch gehört ein Fernsehsender zur Infrastruktur dazu." Und weiter: "Im digitalen Zeitalter gehört dem Bewegtbild die Zukunft. Es wäre fahrlässig, in dieser Phase eine so starke und glaubwürdige Marke, wie RNF sie darstellt, nicht weiterzuführen."

Grundlage für die Weiterführung sind die Zusage finanzieller Zuwendungen durch das Land. Der Landtag entschied im November, die sieben sogenannten Must-Carry-Sender mit einer Summe von insgesamt 8,4 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2020/21 zu fördern. Zudem steuert die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) eine Infrastrukturförderung von 1,5 Millionen Euro pro Jahr bei. Bei linearer Verteilung hätte so jeder Sender im Land eine Summe von etwa 814.000 Euro pro Jahr aus Fördergeld zur Verfügung, allerdings stehen die exakten Fördermodalitäten noch aus.

"Diese Aussicht, die sich erst in der zweiten November-Hälfte 2019 auftat, eröffnete die Möglichkeit eines tragfähigen Sanierungskonzepts”, erläutert Insovenzverwalter und Rechtsanwalt Steffen Rauschenbusch, Kanzlei Ernestus. “Sicherlich ist der Abbau von Mitarbeitern nie das Ziel eines Unternehmens, im Fall von RNF war dies aber der zweite essentielle Baustein, um zum Ziel zu kommen. Im Zusammenspiel mit der Förderung war es nun möglich, auf Grundlage der Wirtschaftsdaten des Jahres 2019 eine ausgeglichene Planbilanz für ein neues Unternehmen aufzustellen.” Für einen künftigen Gesellschafter bot sich aus dieser Konstruktion, die sich aus dem Insolvenzrecht ergab, die Möglichkeit, ein gänzlich unbelastetes Unternehmen - ausgestattet jedoch mit der starken Marke RNF - zu übernehmen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Schneider-Neureither sieht unterdessen auch Unternehmen, Kommunen und Institutionen in der Region mit in der Pflicht, das Rhein-Neckar-Fernsehen am Leben zu erhalten. "Das regionale Fernsehen ist wichtiger Teil der regionalen Infrastruktur, viele Menschen haben einen Nutzen davon, es ist aber auch eine gemeinsame regionale Aufgabe. Unser Engagement benötigt nennenswerte Ergänzung aus anderen Teilen der Region, sprich: finanzielle Zuwendung, in Form von Werbebudgets oder der Beauftragung von Dienstleistungen bei RNF, beispielsweise Firmen- oder Eventvideos. Dann erst kann RNF seine Rolle als relevante Medienplattform in dieser Region so erfüllen, wie viele seiner Zuschauer und Nutzer, aber auch Politiker und Multiplikatoren es erwarten."

Inhaltlich hat RNF angekündigt, dass der regionale Sport wieder einen höheren Stellenwert einnehmen soll, ebenso Musik regionaler Künstlerinnen und Künstler, Ratgeber-, Freizeit- und Ausflugsangebote. Zudem wolle man mit einem neuen Angebot jüngere Zielgruppen ansprechen. Eine mobile Produktionseinheit solle es ermöglichen, häufiger als bislang ganze Sendungen außerhalb des Studios vor Ort zu produzieren. Ralph Kühnl: "Wir wollen in den Subregionen der Metropolregion mit unseren Kameras wieder mehr Präsenz zeigen, positive Geschichten herausarbeiten, interessante Menschen vorstellen und im besten Sinne das Heimatgefühl stärken. Im Fernsehen sollen unsere Zuschauer immer aktuell informiert und unterhalten sein; ergänzt durch einen zeitgemäßen Online-Auftritt mit maßgeschneiderten Inhalten für alle relevanten digitalen Plattformen, auf denen sich User heute über das Geschehen auf dem Laufenden halten."