Bertelsmann-Chef Thomas Rabe, der seit einiger Zeit auch Geschäftsführer bei der RTL Group ist, hat der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ein Interview gegeben und darin Investitionen in das TV-Geschäft angekündigt. Allen voran hat sich Bertelsmann dazu entschlossen, weitere Aktien der RTL Group zu kaufen. Diese Strategie fahre man laut Rabe schon seit einigen Monaten, die Stückzahlen halten sich aber offenbar in Grenzen. "Wir haben keine Pläne, die RTL Group komplett zu übernehmen und von der Börse zu nehmen", bestätigt Rabe. 

Die RTL Group bleibt demnach eigenständig. Doch warum kauft Rabe Aktien, wenn keine Komplett-Übernahme angestrebt ist? "Wir sind über­zeugt, dass die RTL-Ak­ti­en ge­gen­wär­tig un­ter­be­wer­tet sind. Das RTL-Ge­schäft ist hoch­pro­fi­ta­bel, die Di­vi­den­den­ren­di­te at­trak­tiv. Die Ana­lys­ten se­hen der­zeit nur die Ri­si­ken der Trans­for­ma­ti­on im TV-Ge­schäft", so der Bertelsmann-Boss, der mit dieser Aussage natürlich auch das Vertrauen in die RTL Group stärken will. 

Rabe unterstreicht in dem Interview mit der "FAS" auch noch einmal, dass lineares Fernsehen eine Zukunft habe. Eine andere Aussage des Bertelsmann-Chefs wäre aber auch eine Überraschung gewesen. Die Reichweiten des linearen Fernsehens seien über alle Altersgruppen hinweg "enorm", so Rabe. "Auch wenn die Jün­ge­ren mehr strea­men, liegt in Deutsch­land der täg­li­che TV-Kon­sum pro Kopf bei 210 Mi­nu­ten. Zu­dem ver­zeich­nen auch die Strea­m­ing­diens­te von RTL aus­ge­spro­chen ho­he Wachs­tums­ra­ten."

Im März will man seinen Investoren zudem eine neue Strategie präsentieren, mit der die RTL Group weiter gestärkt werden soll. Die Eckpunkte hat Rabe schon jetzt verraten: So soll sich die RTL Group im TV-Geschäft weiter verstärken und zudem vermehrt ins Streaming investieren. Mehr Geld soll außerdem für Technologien ausgegeben werden, um Werbung zu personalisieren. Das alles ist aber nicht neu und längst Strategie der RTL Group. 

Der aufkommenden Bewegtbild-Konkurrenz durch die "Bild" sieht Rabe locker entgegen. Er glaube nicht, dass "die Kollegen von Springer uns ernsthaft angreifen". Rabe: "Zu­dem ist mir noch nicht klar, wie das Bild-TV-Pro­gramm aus­se­hen soll. Da­vor ist mir nicht ban­ge." "Bild"-Chef Julian Reichelt hatte Bild-TV vor einiger Zeit als eine Art Gegenentwurf zu den Öffentlich-Rechtlichen präsentiert.