Dokumentationen und Reportagen gehören zum Kern des öffentlich-rechtlichen Programmangebots, doch ausgerechnet hier wird sich das NDR Fernsehen jetzt von zwei Formaten trennen. Nach DWDL.de-Informationen ist die vor sieben Jahren eingeführte Dokumentationsreihe "7 Tage" von dem Schritt ebenso betroffen wie "Die Reportage", deren Einstellung im Sommer erfolgen wird. Das hat der NDR auf Nachfrage bestätigt. Von "7 Tage" war die letzte neu produzierte Folge demnach schon im Oktober vergangenen Jahres zu sehen.

"7 Tage" entstand in der Redaktion "Die Box", die sich eigenen Angaben zufolge als Entwicklungslabor für dokumentarisches Erzählen begreift und es sich zur Aufgabe gemacht hat, neue Formen der Produktion und des Storytellings zu erdenken und umzusetzen. Das Besondere an "7 Tage" war, dass das Autoren-Team jeder Folge aus nur zwei Menschen bestand – einem, der vor der Kamera zu sehen war, und einem Videojournalisten dahinter. Nach einer Woche übernahm schließlich das Team die Endfertigung der halbstündigen Dokumentation komplett selbst.

Mit bisweilen ungewöhnlichen Ansätzen sprach "7 Tage" auch ein jüngeres Publikum an, nicht zuletzt im Netz. Ungewöhnlich mutet die Einstellung der Reihe auch vor dem Hintergrund an, dass neuerdings der SWR Gefallen an der "7 Tage"-Reihe gefunden hat. Unter demselben Label produzieren die Kollegen aus dem Südwesten neuerdings eigene Sendungen. Für 2020 seien zehn weitere Folgen für das SWR Fernsehen geplant, bestätigte ein SWR-Sprecher. Die ersten neuen Produktionen sollen voraussichtlich noch im Frühjahr laufen.

Der NDR wiederum will das schon vor einem Jahr beschlossene Aus nicht als Sparmaßnahme verstanden wissen. Der Eindruck, dass der NDR ausgerechnet an Dokumentation und Reportage spare entspreche nicht den Tatsache, so eine Sendersprecherin gegenüber DWDL.de. "Die Redaktion arbeitet seither mit dem gleichen Etat an verschiedenen dokumentarischen Neuentwicklungen, etwa einem Geschichtsformat namens 'Die Narbe' oder einer crossmedialen, multiperspektivischen Reportage mit dem Titel 'dreihundertsechzig'", erklärte ein NDR-Sprecher gegenüber DWDL.de. Bereits im November sei die erste Pilotstaffel gesendet worden. Ob es damit weitergeht, ist bislang noch nicht entschieden worden.

Von der Neuaufstellung, die im Haus durchaus mit Sorge gesehen wird, ist auch die bislang freitags ausgestrahlte Reihe "Die Reportage" betroffen, die nur noch bis Juni ausgestrahlt werden soll. "Auch hier sondieren wir derzeit eine Weiterentwicklung in Bezug auf neue dokumentarische Formate für andere Sendeplätze, vor allem aber auch für non-lineare Ausspielwege", heißt es aus Hamburg. Was das konkret bedeutet, ließ der NDR zunächst offen, betone aber, dass beide Entscheidungen der "Weiterentwicklung des NDR-Programmangebots" dienten.  

Ungeachtet dieser konkreten Entscheidungen stehe der gesamte NDR derzeit "unter einem erheblichen Kürzungsdruck", der auch die Programmbereiche des Fernsehens treffen werde, stellte der Sender auf Nachfrage klar. Erst Mitte Januar hatte der neue NDR-Intendant Joachim Knuth das Haus auf einen Sparkurs eingeschworen. "Wir gehen davon aus, dass wir in der nächsten Beitragsperiode jährlich 60 Millionen Euro einsparen müssen", sagte er damals. Gerechnet auf die gesamte Beitragsperiode sind das fast 250 Millionen Euro. Spätestens dann könnten wohl auch Dokus und Reportagen betroffen sein.