
Laut letztem Vertrag, rückdatiert auf den 1. Januar 2003, bekam Ullrich am Ende jährlich 195.000 Euro von der Rechteagentur SportA. Das Geld musste laut den beiden Zeitungsberichten jedes Vierteljahr anteilig auf ein Schweizer Konto Ullrichs überwiesen werden. Noch fragwürdiger werden dann die Details des Vertrages. Ullrich bekam für einen Etappensieg bei der Tour de France zusätzlich 20.000 Euro, für den Tour-Sieg 65.000 Euro. Ein Sieg bei der Deutschland-Tour brachte ihm noch einmal 40.000 Euro und ein Platz auf dem Podest bedeuteten immerhin noch 20.000 Euro extra. Kaum ein Trost für den Gebührenzahler: Wenn er weder bei der Tour de France noch bei der Deutschland-Tour startete, wurde Geld abgezogen. 40.000 für die Frankreich-Rundfahrt, 25.000 für das Rennen in Deutschland.
Mysteriös auch, dass die Sportrechteagentur SportA ein Gemeinschaftsunternehmen von ARD und ZDF ist. Auf Anfrage der "FAZ" zeigt man sich beim ZDF aber ahnungslos. "Das ZDF wußte von den Verträgen nichts, und solche Verträge gibt es bei uns auch nicht," sagte ein Sprecher.
Das scheint aber nicht der einzige Vertrag mit Ullrich gewesen zu sein. Wie die "Süddeutsche" weiter berichtet, schloss der Saarländische Rundfunk im Auftrag der ARD-Sender 1999 einen eigenen Vertrag ab, weil dieser vom Kooperationspartner Telekom angeblich zu stark abgeschottet wurde. Ullrich musste demnach für drei Events, wie Auftritte im "Tigerenten-Club", zur Verfügung stehen, bei der Gestaltung der Trailer für die Tour exklusiv helfen und Einsicht in sein Training geben.
ARD-Sportkoordinator Boßdorf sagt laut "SZ", den Vertrag hätten zumindest alle Sportchefs der ARD gekannt. Er verweist für weitere Fragen auf den Saarländischen Rundfunk, der für Radsport zuständig ist. Dort weist man die Zuständigkeit allerdings wieder zurück. Das sei Sache der Programmdirektion. Der oberste Programmchef der ARD, Günter Struve, bestätigte dann nach einiger Zeit laut "FAZ"-Angaben den Vertrag und dessen Dotierung. Man habe Ullrich als populären Sportler an die ARD binden wollen, soll Struve laut "FAZ" gesagt haben. Dafür zahlt man dann offenbar schon mal mehrere hunderttausend Euro aus Gebührengeldern.