Klimawandel, Fridays for Future und der grassierende Rechtspopulismus sind drei große Themen gewesen, die 2019 wichtig waren. Das spiegelt sich auch beim Grimme-Preis wider, insgesamt 16 Produktionen sind nun mit dem Preis ausgezeichnet worden. Die insgesamt 58 Preisträger können ihre Trophäe am 27. März in Marl entgegennehmen. Durch die Preisverleihung führt dann Moderator Jo Schück. 

Besonders in der Kategorie Unterhaltung zeigt sich: Haltung war im vergangenen Jahr besonders gefragt. So werden Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sowie das Team hinter der Kamera für "Joko & Klaas Live - 15 Minuten" (Florida Entertainment) ausgezeichnet. Dort gaben sie unter anderem Aktivisten gegen Rechtsextremismus eine Plattform. Ebenfalls in der Kategorie Unterhaltung ausgezeichnet wurde das TVNow-Format "Prince Charming" - die wohl größte Überraschung des aktuellen Jahrgangs. Damit ist erstmals eine Datingshow mit dem Grimme-Preis geehrt worden ("Geld oder Liebe" wurde auch ausgezeichnet, geht aber wohl eher als Spielshow durch). Die Jury urteilt über die Seapoint-Produktion: "Der glänzend ausgewählte Cast vermittelt echte Vielfalt. Dazu kommt, dass den Protagonisten der nötige Raum gegeben wird, um Botschaften für mehr Toleranz in die Welt zu schicken; ernsthaft und unterhaltsam zugleich." "Prince Charming" steht damit übrigens auch im direkten Gegensatz zu dem, was "Der Bachelor" mit seiner aktuellen Staffel darstellt. Der dritte und letzte Preis in der Unterhaltung geht an die RBB-Talkshow "Chez Krömer" (Probono TV). 

Auch in der Fiktion dominieren ernste Themen. So wird der Episodenfilm "The Love Europe Project" (Sperl+Film/ZDF Das kleine Fernsehspiel für ZDF/Arte), der das Leben und den Alltag sehr unterschiedlicher Menschen in Europa in neun Kurzspielfilmen gezeigt hat, geehrt. Die Produktion setze ein Zeichen für die Verbundenheit und Zukunft Europas in Zeiten der EU-Kritik und des Brexits, urteilt die Jury. Den Grimme-Preis Spezial in der Kategorie Fiktion erhält zudem die deutsch-französische Serie "Eden" (Atlantique Productions/Port au Prince/Lupa Film für SWR/Arte/Arte France/ Degeto), die Schicksale von Migrant*innen in Europa aufgreift. 

Weitere Preisträger im Bereich Fiktion sind die mittlerweile abgesetzte Netflix-Serie "Skylines" (Komplizenfilm/StickUp Filmproduktion) sowie die Sky-Serie "Der Pass" (Wiedemann & Berg/epo-Film). Als einziger Fernsehfilm in der Kategorie Fiktion erhält das Drama "Hanne" (Provobis für NDR/Arte) einen Grimme-Preis. "Diversität, innovative Erzählformen und den kritischen gesellschaftlichen Diskurs wünschen sich unsere Gremien, aber auch wir als Institut, noch deutlich konsequenter. Das gilt für alle Formate, aber vor allem für den Fernsehfilm", sagt Grimme-Direktorin Frauke Gerlach.

"Skylines" ist aber nicht die einzige Netflix-Produktion, die in diesem Jahr einen Grimme-Preis erhält. Eine Auszeichnung geht auch an die von der btf produzierten Serie "How To Sell Drugs Online (Fast)". Ausgezeichnet wurde diese in der Kategorie Kinder & Jugend. Es ist das erste Mal, dass Netflix zwei Grimme-Preise auf einmal erhält. Zur Erinnerung: 2018 erhielt der Streamingdienst für "Dark" überhaupt zum ersten Mal einen Grimme-Preis. 

In der Kategorie Information und Kultur dominieren ebenfalls aktuelle Gesellschaftsdiskurse. Der Dokufilm "Dark Eden" (Made in Germany Filmproduktion für ZDF/3sat) etwa thematisiert die Umweltverbrechen des 21. Jahrhunderts am Beispiel der kanadischen Ölgewinnung. Außerdem ist auch die Doku "Sea Watch 3" mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet worden, darin wurde die mittlerweile bundesweit bekannte Kapitänin Carola Rackete 21 Tage lang mit der Kamera auf einem Seenotrettungs-Schiff begleitet. "Diese beobachtende Dokumentation, die ausschließlich an Bord spielt, aber alle Geschehnisse in die große Politik einordnet, die dramaturgisch kunstvoll gemacht, aber immer der Wahrheit verpflichtet ist, lässt sehr viel tiefer blicken", so die Begründung der Jury.

Und auch beim Grimme-Preis für Besondere Journalistische Leistungen hat sich die Jury am Thema Haltung orientiert. Hier geht der Preis nämlich an Georg Restle stellvertretend für die gesamte Redaktion der ARD-Sendung "Monitor". "Für die kontinuierliche und haltungsstarke Berichterstattung über Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus" erhält die Redaktion die Auszeichnung. Restle wird auch immer wieder öffentlich für seine klare Kante gegen Rechts angefeindet. 

"Rechtsextremismus und -terrorismus haben die Berichterstattung des vergangenen Jahres wie auch die der zurückliegenden Wochen bestimmt. So konnten kategorienübergreifend genau die Produktionen die Jurys überzeugen, die auch uns als Publikum nicht gleichgültig zurücklassen, die Produktionen, die sich positionieren für eine offene, pluralistische Gesellschaft", so Grimme-Direktorin Frauke Gerlach.

Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV) geht in diesem Jahr an den Regisseur und Autor Heinrich Breloer. "Mit der Besonderen Ehrung für Heinrich Breloer würdigt der Deutsche Volkshochschul-Verband den Mitbegründer und profiliertesten Autor und Regisseur des Doku-Dramas", sagt DVV-Direktor Ulrich Aengenvoort. Das Genre des Doku-Dramas korrespondiere sehr gut mit dem Bildungsanspruch von Volkshochschulen, verbinde es doch historische Wahrhaftigkeit mit fiktionaler Spannung.

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