Führungswechsel bei der "Süddeutschen Zeitung": Kurt Kister, der der Chefredaktion seit 15 Jahren angehört und zehn Jahre lang als Chefredakteur an der Spitze des Blattes stand, gibt den Posten, so zumindest die Darstellung des Verlags, auf eigenen Wunsch ab und wird künftig nur noch als Autor tätig sein. Die Herausgeber berufen stattdessen Judith Wittwer zur neuen Chefredakteurin, die die "SZ" künftig gemeinsam mit Wolfgang Krach führen soll. Bei der neuen Chefredaktion soll es keine getrennten Zuständigkeiten mehr für Print und Online geben. Die Berufung gilt noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Gremiums der Leitenden Redakteurinnen und Redakteure.

Wittwer ist seit Anfang 2018 Chefredakteurin des Schweizer "Tages-Anzeiger". 2007 und 2008 war sie als Deutschland-Korrespondentin für das Blatt tätig. Während dieser Zeit wurde das Angebot mit der Einführung einer "Seite Drei" mit Reportagen und Recherchen sowie durch die Stärkung des Bereichs Meinung weiterentwickelt. Auch die digitale Transformation trieb Wittwer voran. Seit 2017 gibt's auch eine Kooperation zwischen "Tages-Anzeiger" und "Süddeutscher Zeitung".

Neu in die Chefredaktion wurden zudem Alexandra Föderl-Schmid und Ulrich Schäfer berufen, beide sollen stellvertretende Chefredakteure werden. Föderl-Schmid ist derzeit "SZ"-Korrespondentin für Israel und die Palästinenser-Gebiete mit Sitz in Tel Aviv und war zuvor Chefredakteurin des "Standard" in Wien. Schäfer ist momentan einer der Nachrichtenchefs der "SZ", zuvor leitete er die Ressorts Wirtschaft sowie die Ressorts München, Region und Bayern.

Judith Wittwer: "Die 'Süddeutsche Zeitung' ist für mich spätestens seit meiner Zeit als Korrespondentin in Deutschland eine geistige Heimat. Sie ist kompetent und kreativ, recherche- und meinungsstark, regional verankert und weltoffen. Sie bringt das mit, was sich Leserinnen und Leser auch in einer zunehmend digitalen Welt wünschen. Ich freue mich darauf, diese digitale Transformation gemeinsam mit Wolfgang Krach, Alexandra Föderl-Schmid und Ulrich Schäfer zu gestalten." Wolfgang Krach erklärt: "Ich freue mich, künftig in einer vollintegrierten Chefredaktion arbeiten zu können, die sich für alle Erscheinungsformen der 'SZ' – Print, Online und Digital – gleichermaßen verantwortlich fühlt. Das ist ein großer und wichtiger Schritt für die 'SZ', um den Wandel in unserer Medienwelt meistern zu können."

Der Vorsitzende des Herausgeberrates Johannes Friedmann: "Die DNA der SZ ist hervorragender Journalismus, im Lokalen und Regionalen ebenso wie im Nationalen. Die 'Süddeutsche Zeitung' zeichnet sich aus durch investigative Recherchen, fundierte Analysen, pointierte Meinung, hintergründige Reportagen und ihren ironischen Erzählton. Diesen einmaligen Charakter wird die neue Chefredaktion auch im digitalen Zeitalter bewahren und pflegen.. Kurt Kister dankte er für seine "herausragende Verdienste" um die "SZ": "Kurt Kister ist ein Journalist, wie es ihn heute kaum noch gibt: ein exzellenter Schreiber, der vom 'Streiflicht' über die 'Seite-Drei'-Reportage und den Leitartikel jede journalistische Form beherrscht, gleichzeitig ein hervorragender Blattmacher und ein strikter Verfechter der Interessen seiner Redaktion."