Foto: ARD/Susie KnollDie Stasi-Affäre um Hagen Boßdorf könnte für den ARD-Sportkoordinator noch böse Konseqzenzen haben. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat nun ein Ermittlungsverfahren gegen Boßdorf eingeleitet. Es habe sich ein schlüssiger Anfangsverdacht ergeben, dass er eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben habe. Zudem ermittelt das Landeskriminalamt Hamburg gegen Boßdorf wegen versuchten Prozessbetruges.

Bossdorf hatte im Dezember eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass er erst kürzlich von der Weitergabe seiner Briefe an die Stasi erfahren haben. Der für Boßdorf zuständige Stasi-Offizier soll jedoch zugegeben haben, dass erschon zu DDR-Zeiten über die Briefe gesprochen habe. Im April hatte Hubertus Knabe, der Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, daher Anzeige gegen den ARD-Sportkoordinator erstattet.

Boßdorf soll vor der Wende Studenten aus Göttingen ausgespäht und deren Briefe zum Teil an die DDR-Staatssicherheit weitergegeben haben. Boßdorf bestreitet diese Vorwürfe. Innerhalb der ARD ist er umstritten. Der NDR hob Ende 2005 aufgrund der Vorwürfe den Vertrag mit Boßdorf als zukünftigen Sportchef des Senders auf. Die ARD-Führung äußerte daraufhin öffentlich Kritik an dieser Entscheidung und bekräftigte, ihn auch weiterhin als Sportkoordinator einsetzen zu wollen. Im Februar 2006 bekam Boßdorf jedoch eine Abmahnung wegen unvollständig erteilter Auskünfte.

Die Meldung über das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft kommt für Hagen Boßdorf zu einer ungünstigen Zeit. Bei der nächsten Sitzung der ARD-Intendanten, die am kommenden Montag und Dienstag stattfindet, soll über die Verlängerung seines im März 2007 auslaufenden Vertrages entschieden werden. Die jetzigen Meldungen werden die Chancen für Boßdorf wohl nicht gerade haben steigen lassen.