Nie waren Programmzeitschriften wohl weniger ihr Geld wert als in diesen Tagen: An keinem Tag in den letzten zweieinhalb Wochen blieb das Programm der großen Sender unverändert. Zusätzliche Corona-Infosendungen, mehr Zeit für Talks zum Thema, eilig anberaumte - und teils genauso eilig wieder abgesetzte - Corona-Shows, ausgefallene Sport-Übertragungen, aufgesparte Fiction-Programme - all das führte dazu, dass auch in unseren Frische-Index Bewegung gekommen ist. Und ganz vorne rangiert nun das im Februar noch drittplatzierte Erste mit seinem hohen Anteil an Corona-Infosendungen - selbst wenn auch dort manch Regelprogramm wie etwa die Silbereisen-Show durch Konserven ersetzt werden mussten.
Mit einem Frische-Anteil von 87 Prozent (berechnet wird hier der Anteil an Free-TV-Premieren und Erstausstrahlungen am Abendprogramm der acht großen Sender zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht) rangierte Das Erste knapp vorm ZDF, RTL wurde vom ersten auf den dritten Platz durchgereicht. Dort machte sich etwa das Fehlen von Fußball-Übertragungen bemerkbar - was auch dazu führte, dass man am Serien-Donnerstag früher als geplant am Ende des frischen Programms angekommen war. Der Wiederholungs-Anteil blieb mit 20 Prozent trotzdem recht gering, die Kölner stellten damit weiterhin das "frischeste" der privaten Vollprogramme.
Deutlich draufgesattelt haben im Vergleich zum Februar Sat.1 und Vox, während ProSieben schon leicht im Rückwärtsgang war. Sat.1 bestritt nun knapp zwei Drittel seines Abendprogramms mit Erstausstrahlungen. Kurzfristig zusätzlich ins Programm kam da - wenn auch wenig erfolgreich - etwa die "Comedy-Konferenz", während ProSieben beispielsweise zum Schluss eine Folge "The Masked Singer" wegen eines Corona-Falls abhanden kam. RTLzwei und Kabel Eins rangierten auf den hinteren Plätzen, beide jeweils auch mit deutlichen Abschlägen im Vergleich zum Vormonat und Vorjahresmonat.
DWDL.de-Frische-Index - März 2020
FIX-Punkte März 2020 |
Vergleich zum Vormonat |
Vergleich zum März 2019 |
|
Das Erste |
87 von 100 |
+4 |
+6 |
ZDF |
83 von 100 |
-6 |
-8 |
RTL |
80 von 100 |
-10 |
-3 |
Sat.1 |
64 von 100 |
+19 |
+5 |
ProSieben |
54 von 100 |
-11 |
+/-0 |
Vox |
44 von 100 | +12 |
+/-0 |
RTLzwei | 29 von 100 |
-11 |
-15 |
Kabel Eins |
23 von 100 |
-8 |
-5 |
Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.