Deutlich später als andere Verlage brachte Gruner + Jahr erst im Herbst vergangenen Jahres eigene Online-Bezahlinhalte auf den Markt. Den Anfang machte "Stern Crime Plus", im November folgte auch "Stern Crime". In einem Interview mit "Meedia" zieht Digitalchef Arne Wolter nun eine positive Zwischenbilanz: "Die Erlöse liegen deutlich über Plan". Dabei habe die Corona-Krise "wie ein Katalysator" gewirkt, weil sich zum Einen die Akzeptanz für kostenpflichtige journalistische Inhalte im Netz verbessert habe, zum anderen auch das kostenfreie Angebot deutlich mehr Leser erreicht hat und in der Folge auch mehr aufs Bezahlangebot aufmerksam wurden.
Den vergleichsweise späten Start des Bezahlangebots sieht er daher auch nicht als Fehler, sondern als Ergebnis einer klaren Strategie: "Im ersten Schritt wollten wir die Relevanz und Reichweite der Seite ausbauen. Das haben wir geschafft - mit dem Effekt, dass 'stern.de' mittels Reichweitenvermarktung seit 2018 profitabel ist. Jetzt verbessern wir den Ertrag weiter über Bezahlinhalte." Besonders nachgefragt seien "Hintergrundberichte und Personality-Stories, also Geschichten über Menschen, die emotional aufrühren - das, was auch den gedruckten 'Stern' seit Jahren ausmacht."
Nach den positiven Erfahrungen beim "Stern" will Gruner + Jahr noch in diesem Jahr bei weiteren Marken Online-Bezahlangebote einführen. Wolter nennt dafür "Capital" und "Geo". Ausbauen will man das Geschäft auch mit anderen Services und Funktionen. Hier habe man etwa bei der Meditations-App "Balloon" sowie der Hirschhausen-Diät-App schon gute Erfahrungen hinsichtlich der Zahlungsbereitschaft der Nutzer gemacht. In diesem Bereich sieht er auch für Marken wie "Brigitte" eher die Möglichkeit, bezahlte Angebote einzuführen als mit deren journalistischen Inhalten. Bei "Brigitte" experimentiert man bereits mit einer Online-Beratung zu juristischen Fragestellungen, hier seien auch andere Themenbereiche denkbar.
Eines der Print-Erfolgsmodelle von Gruner + Jahr eignet sich hingegen aus Wolters Sicht weniger für eine Online-Umsetzung: Personality-Magazine, wie etwa "Barbara" oder "Guido". "Es ist ein Unterschied, ob man mit einer bekannten Persönlichkeit einmal im Monat ein Heft produziert oder 24/7 Inhalte fürs Digitale." Und schließlich würden Promis ja auch ihre eigenen Social-Media-Kanäle nutzen, die schon selbst auf sehr hohe Reichweiten kommen.
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