"Wenn wir eines Tages doch Anzeigen nehmen müssten, weil es anders nicht geht, dann ist diese Idee gescheitert, und dann weiß ich nicht, ob ich noch der richtige bin, das weiterzuführen." So äußerte sich Gabor Steingart erst vor wenigen Tagen im Podcast mit Katarzyna Mol-Wolf über seine Idee eines werbefreien Journalismus, die er mit dem von Axel Springer unterstützten Projekt "Media Pioneer" verfolgt.

Tatsächlich setzt Steingart in erster Linie auf ein zahlendes Publikum - und doch ist sein Redaktionsschiff mit Elektroantrieb offenbar nicht ganz ohne Partner in See gestochen. Wie die "Zeit" jetzt aufdeckte, kommt der Strom für die "Pioneer One" nämlich von der RWE-Tochter Supply & Trading. Eine Auflistung über die Partner erfolgte dem Bericht zufolge erst nachdem die Wochenzeitung ihre Anfrage abgeschickt hatte.

"Im Rahmen der Kooperation ist vereinbart, dass eine namentliche Erwähnung von RWE auf dem Schiff wie auch in den Schiffsunterlagen erfolgt", teilte der Energiekonzern auf Nachfrage der "Zeit" mit. Zur Summe wollten sich allerdings weder RWE noch "Media Pioneer" äußern.

Einen besonderen Beigeschmack bekommt die Partnerschaft vor dem Hintergrund, dass RWE-Chef Rolf Martin Schmitz in diesem Jahr bereits zwei Mal zu Gast war in Steingarts "Morning Briefing"-Podcast - von der Unterstützung in Form von Gratis-Strom war da jedoch keine Rede. Auf seiner Website verweist "Media Pioneer" darauf, dass eine publizistische Einflussnahme "vertraglich ausgeschlossen" sei.

Das identische Wording findet sich auch mit Blick auf den US-Konzern Uber, der Fahrdienstleistungen für Gäste des Schiffs vermittelt, wie inzwischen ebenfalls in einem Kasten zu lesen ist. Ein weiterer Partner ist außerdem die König-Brauerei, die für zwei Jahre Bier der Marke König-Pilsner liefert und "damit an Bord vertreten" ist, wie es heißt.