Einen Monat nach ihrer Wiederwahl hat RBB-Intendantin Patricia Schlesinger ein 29,9 Millionen Euro umfassendes Sparprogramm für das kommende Jahr angekündigt, was etwas mehr als fünf Prozent des Gesamtetets des öffentlich-rechtlichen Senders entspricht. "Wir haben Einsparungen versprochen und setzen diese im Sinne der Beitragszahler auch um", sagte Schlesinger am Donnerstag vor dem RBB-Rundfunkrat. Die Rede ist etwa von einer pauschalen Absenkung der Sachaufwendungen um fünf Prozent, erhebliche Kürzungen des Investitionsetats und einer Halbierung des Aushilfenetats.

Direkt im Programm soll rund ein Sechstel der gesamten Einsparsumme erbracht werden, insgesamt etwa 5,5 Millionen Euro. "Gleichzeitig dürfen wir unsere Zukunftsfähigkeit nicht aus den Augen verlieren. Dafür schaffen wir neue Strukturen, bei denen künftig nicht mehr Sendeplätze, sondern Inhalte im Vordergrund stehen", sagte Schlesinger. Ihren Plänen zufolge in Zukunft digitale Ausspielwege für alle Inhalte gleichberechtigt neben den klassischen Ausspielwegen wie Radio und Fernsehen stehen. "So entwickeln wir den RBB strukturell weiter und halten ihn gleichzeitig finanziell auf Kurs", betonte die Intendantin.

Jan Schulte-Kellinghaus © RBB/Thomas Ernst RBB-Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus
Konkret soll sich die Programmdirektion im kommenden Jahr neu organisieren - geplant sind vier sogenannte "Contentboxen" für die Bereiche Information, Gesellschaft, Kultur und Sport. "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter organisieren sich nicht mehr nach Hörfunkwellen oder Fernsehsendungen, sondern nach Genre- und Fachkompetenz. Es entstehen Querschnittseinheiten, die mehrere Ausspielwege bedienen können. So ermöglichen wir mehr Inhalte für verschiedene Plattformen", so Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus über die neue Struktur. Mit der Umstrukturierung verringert sich außerdem die Zahl der künftigen Contentbox- und bisherigen Programmbereichsleitungen von sieben auf sechs.

So will sich der RBB neu aufstellen 

Die Contentbox Information startet im Januar 2021 unter der Leitung des Chefredakteurs. Zugehörig sind unter anderem die Regionalmagazine "Abendschau" und "Brandenburg Aktuell" sowie RBB24, Inforadio, das "ARD-Mittagsmagazin", das Politmagazin "Kontraste", die Nachrichten der Radios, die Studios in Cottbus in Frankfurt/Oder, die Korrespondenten und das "Heimatjournal". Kern dieser Contentbox wird ein crossmediales Newscenter, das im Laufe des Jahres 2021 seinen Betrieb aufnehmen wird. Ebenfalls zum Jahreswechsel beginnt der Aufbau der Contentbox Gesellschaft, die unter anderem die Radiosender Antenne Brandenburg, rbb88.8 und Fritz, diverse Magazine und die "Abendshow" umfasst. Leiter ist Torsten Amarell, der gerade erst vom MDR zum RBB gewechselt ist.

Zur Contentbox Kultur wiederum gehören unter anderem "Titel, Thesen, Temperamente", die RBB-Arte-Redaktion, der Fiction-Bereich und die Abteilung Dokumentation und Reportagen. Die Leitung übernimmt ab April die bisherige Programmbereichsleiterin Dokumentation und Fiktion, Martina Zöllner. Ihr Stellvertreter ist Radioeins-Chef Robert Skuppin. Der Sport-Bereich wird indes von Katrin Günther geleitet, die bislang Programmbereichsleiterin Service und Sport ist. Sie übernimmt im kommenden Frühjahr zudem das Amt der stellvertretenden Programmdirektorin von Christoph Singelnstein, der in den Ruhestand geht. 

RBB-Intendantin Patricia Schlesinger: "Wir haben bereits 2017 begonnen, unsere Ausgaben zu begrenzen. Aus diesen Maßnahmen bringen wir rund zehn Millionen Euro an Reduzierungen mit in die neue Beitragsperiode. Jetzt stocken wir diesen Betrag wie angekündigt noch einmal um rund 20 Millionen Euro auf. Zusätzlich erfüllen wir natürlich die Anforderungen aus den ARD-Strukturprojekten, die allein zu einer Reduktion unseres Aufwands um 3,1 Millionen Euro führen. Dies alles geschieht in der Annahme, dass die von der KEF empfohlene Erhöhung des Rundfunkbeitrags verwirklicht wird. Zudem haben wir alles darangesetzt, die Einsparungen im Programm so gering wie möglich zu halten."

Susann Lange wird Juristische Direktorin 

Susann Lange © RBB/Oliver Ziebe Susann Lange
Der RBB-Rundfunkrat hat derweil die Justitiarin des Senders, Susann Lange, zur Juristischen Direktorin gewählt. In dieser Funktion ist die 48-Jährige verantwortlich für alle rechtlichen Angelegenheiten des Senders und Mitglied der Geschäftsleitung des RBB. Dieser gehören neben der Intendantin und Susann Lange auch Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter, Produktions- und Betriebsdirektor Christoph Augenstein, Programmdirektor Jan-Schulte-Kellinghaus und Chefredakteur Christoph Singelnstein an. Die Volljuristin begann ihre berufliche Laufbahn im Sender Freies Berlin als Teamleiterin in der Lizenzabteilung, war Referentin in der Personalabteilung und der Intendanz. Anschließend leitete sie die Intendanz des Senders, bevor sie 2017 zur Justitiarin und nun zur juristischen Direktorin ernannt wurde.