Einsparungen in Höhe von 50 Millionen Euro im Programm hat ProSiebenSat.1 zu Beginn der Corona-Krise angekündigt - und mehr soll es auch nicht werden, wie Entertainment-Vorstand Wolfang Link im "Horizont"-Interview beteuerte, obwohl die Werbeeinnahmen weiterhin unter den Vorjahresmonaten liegen, wenn auch im September inzimmerhin weniger als zehn Prozent. "An Content zu sparen, wäre falsch. Das ist unser Rohstoff und der Motor für alles", so Link, der auf Gesamt-Investitionen von noch immer rund einer Milliarde Euro ins Programm verweist.

Dabei werde man auch künftig sowohl ins lineare Fernsehen, als auch ins Streaming investieren. Einen Abgesang aufs Lineare stimmt er nicht an - was wenig überrascht, sorgt es doch noch immer für einen Großteil des Umsatzes. Man müsse aber akzeptieren, dass die Zuschauer manches nicht mehr im Linearen suchen. "Ich glaube zum Beispiel, dass wir uns im Privatfernsehen zunehmend sehr schwer tun mit eigenproduzierter Fiction. Tatsächlich haben sich fast alle Privatsender da zuletzt blutige Nasen geholt. Das muss man ganz nüchtern so konstatieren." Daher werde man bei fiktionalen Formaten stärker auf Joyn setzen, während die Kraft des linearen Fernsehens bei Live-Programmen - also Nachrichten, Sport und Shows liege. Man müsse beides beherrschen, dann sei man gut aufgestellt.

Gut aufgestellt sieht man sich nun auch durch die Schaffung der Seven.One Entertainment Group, die nicht nur lineares und non-lineares Angebot unter einem Dach vereint, sondern auch Programm und Vermarktung. Und nicht nur mit den eigenen Sales-Leuten sollen sich die Programm-Macher nun stärker austauschen, sondern auch direkt mit Werbekunden. Dabei habe die Corona-Pandemie sogar geholfen: Statt ein bis zwei Mal im Jahr große Screenings zu veranstalten habe man "Virtual Sundowner" veranstaltet, an denen wichtige Werbekunden, das Sales-Team, aber auch er selbst und die Senderchefs teilgenommen hätten. "Wir haben uns ausgetauscht. Und vor allem zugehört", so Link. Das Format stehe "beispielhaft für eine neue Form der Zusammenarbeit".

"Auch die Senderchefs haben verinnerlicht, dass wir am Ende zwei 'Kundschaften' haben: die Zuschauer und die Werbetreibenden", so Link. So gehe es nicht nur darum, die Zuschauer zu begeistern, sondern auch darum, wie man Sponsorings oder Product-Placements ins Programm integrieren könne. "Glauben Sie mir: Auch Senderchefs haben ein großes Interesse daran, die Bedürfnisse unserer Kunden zu verstehen. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass Programm und Sales viel enger als bisher zusammenarbeiten", so Link.

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