Eigentlich hätte sich die Medienbranche in diesen Tagen in München getroffen, doch die Corona-Pandemie machte auch den Medientagen München einen Strich durch die Rechnung – und so findet die 34. Auflage erstmals rein digital statt. Schon am Wochenende fanden die ersten Veranstaltungen statt, am Montag folgte nun auch die offizielle Eröffnung. Die litt jedoch ein Stück weit unter dem sehr ambitionierten Vorhaben, innerhalb von nur 90 Minuten möglichst vielen Aspekten gerecht werden zu wollen.  

Neben dem traditionellen Grußwort von Siegfried Schneider, dem Präsidenten der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, und einer ausführlichen Keynote von Journalist Wolfgang Blau gab sich auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die Ehre – und ließ auch im Gespräch mit Dunja Hayali die Gelegenheit nicht aus, noch einmal den Ernst der Corona-Lage zu betonen und der eigenen Regierung gute Arbeit zu attestieren.

Gleichzeitig lobte der CSU-Chef die Medien, die sich während der Krise als "sehr systemrelevant für unser Land erwiesen" hätten. Söder versprach der Branche zudem Unterstützung: "Sollten wir zu weiteren Einschränkungen kommen, dann müssen wir gleichzeitig entsprechende finanzielle Hilfsangebote machen." Im Frühjahr hätten viele Unternehmen sehr lange gewartet, bis sie Geld bekommen hätten. "Das müssen wir jetzt beschleunigen", so der Ministerpräsident. Konkreter wurde Söder in diesem Zusammenhang allerdings nicht.

Dunja Hayali und Markus Söder © ARD alpha Moderatorin Dunja Hayali und Ministerpräsident Markus Söder

Auch beim anschließenden Gipfel, an dem mit BR-Informationsdirektor Thomas Hinrichs, ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler und ProSiebenSat.1-Vorstand Wolfgang Link gleich drei Sendervertreter teilnahmen, kratzte die Diskussion auch wegen der zu kurz bemessenen Zeit meist sehr an der Oberfläche. Alle drei lobten die eigene Belegschaft für die in der Krise geleistete Arbeit – und zeitweise konnte man den Eindruck gewinnen, dass sie selbst von der Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überrascht waren. 

"Das geht nicht mit Dienst nach Vorschrift", betonte Hinrichs und würdigte den "äußersten Einsatz", während Himmler auch den Blick außerhalb des eigenen Hauses lenkte. "Was ich da erlebt habe, ist wirklich erstaunlich", sagte der ZDF-Programmchef mit Blick auf die Flexibilität in der Film- und Fernsehbranche und die binnen kürzester Zeit entstandenen Programme. "Das zeigt, wie funktionsfähig die Sender sind, aber auch die Branche in Deutschland."

Wachsende Konkurrenz durch Streamingdienste

Thema des Eröffnungsgipfels der Medientage war aber freilich auch die steigende Konkurrenz durch Streaminganbieter. "Man muss heute den ganzen Blumenstrauß bieten", betonte Wolfgang Link und erklärte, es brauche neben Streamingangeboten auch weiterhin starke lineare Programme. Gerade die jungen Leute hätten dort zu Beginn der Corona-Krise nach Information gesucht. Norbert Himmler räumte derweil ein, dass man in der Vergangenheit bestimmte Zielgruppen zu wenig bedient habe. Gerade in der Fiktion müsse man intelligente Unterhaltung bieten, die aber auch eine Wertevermittlung mit sich bringe. 

Doch der aus Mainz zugeschaltete ZDF-Programmdirektor warnte vor der wachsenden Macht der internationalen Konzerne: "Ich habe ein großes Problem damit, dass in der Hand von wenigen oligarchischen Strukturen die großen Medienunternehmen von Sky über Netflix und Amazon am Schluss bestimmen, was in Deutschland an Unterhaltung und vielleicht auch Information konsumiert werden soll." Aus diesem Grund machte sich Himmler am Ende auch noch einmal für eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags stark. "Wir haben in den letzten zehn Jahren verdammt gespart an Personal, an Geld". Das System halte er für "unbedingt notwendig".

Die Erhöhung sei wichtig, "damit wir unserem Auftrag gerecht werden", pflichtete ihm BR-Informationsdirektor Hinrichs bei und bot der Facebook-Vertreterin Angelika Gifford außerdem eine Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Hate Speech und Fake News an. Die wiederum betonte die "große Verantwortung" ihres Konzerns und erklärte, das Unterbinden von Hate Speech und Falschmeldungen sei "ein Marathon, kein Sprint". Letztlich sei Facbeook ein Spiegelbild der Gesellschaft. "Und in der Gesellschaft finden nicht nur schöne Dinge leider statt", sagte Gifford, die bei Facebook als Vice President Central Europe fungiert.

Zu gerne hätte man noch mehr erfahren zu all den Themengebieten, doch dafür fehlte schlicht die Zeit, weil im Anschluss an die Runde die ehemalige Fremantle-Chefin Cécile Frot-Coutaz, die mittlerweile bei YouTube arbeitet, zu Wort kam und danach auch noch das Phänomen TikTok besprochen werden sollte. Die Hoffnungen auf mehr Erkenntnisgewinn ruhen jetzt auf den weiteren Gipfeln in den kommenden Tagen, die mit einem speziellen Fokus auf einzelne Themenbereiche etwas stärker in die Tiefe gehen dürften.