Schon vor dem Beginn der Coronakrise hatte die Mediengruppe RTL einen neuen Weg eingeschlagen. Anfang des Jahres kündigte man zahlreiche Projekte für den Streamingdienst TVNow an, die aufzeigten, wohin die Reise geht. In Köln will man nicht mehr nur Netflix das boomende Streaminggeschäft überlassen, das Unternehmen will auch etwas vom immer größer werdenden Kuchen. Angestrebt ist nichts weiter als eine neue Balance zwischen klassischem Sendergeschäft und Streaming - und das hat nun auch ganz konkrete Auswirkungen auf die Mitarbeiter. 

Wie die Führungsriege der Mediengruppe RTL vor einigen Tagen nämlich der Belegschaft in einem internen Meeting mitgeteilt hat, werde man im nächsten Jahr drei bis vier Prozent der Stellen im Unternehmen abbauen. Das entspricht rund 100 bis 150 Stellen. Der Abbau soll sozialverträglich erfolgen und ist nicht auf bestimmte Bereiche begrenzt. Geplant sind Freiwilligenprogramme zum Ausstieg, um früher in den Vorruhestand oder Altersteilzeit zu wechseln. Zuerst berichtete "new business" über den geplanten Stellenabbau, inzwischen liegen die entsprechenden Informationen auch DWDL.de vor. 

Julia Reuter, Geschäftsführerin Strategie, Personal & Kultur erklärte gegenüber den Mitarbeitern: "Wir bieten den Mitarbeitern*innen, die lange dabei sind und früher in den Vorruhestand oder die Altersteilzeit wechseln wollen, konkrete Programme an. Hinzu kommt ein Freiwilligenprogramm, welches wir zusammen mit den Betriebsräten aufsetzen." Oberste Priorität habe soziale Verträglichkeit, betriebsbedingte Kündigungen wolle man vermeiden - explizit ausgeschlossen wurden sie jedoch nicht. 

Auch nach Corona weniger Event-Kosten

Sparen will die Mediengruppe RTL in der Zukunft auch in den Bereichen Events und Reisen - das ist eine direkte Folge der Corona-Pandemie. In Köln geht man nicht davon aus, dass man nach der Krise so weitermachen werde wie bisher. So will man künftig verstärkt auf digitale bzw. hybride Veranstaltungen setzen. Das spart einerseits Kosten bei den Events selbst, aber auch die Reisekosten dürften angesichts dessen sinken. 

Investieren will die Mediengruppe RTL laut der Führungsmannschaft rund um Bernd Reichart in den kommenden Jahren in jedem Fall in die Bereiche Daten und Technologie. Die Coronakrise habe selbst weniger digital affine Menschen zu Nutzern digitaler Angebote gemacht - dieser Nutzung werde man folgen. Neben weiteren Investitionen in Inhalte bei TVNow, das inzwischen mehr als eine Million zahlende Abonnenten zählt, will man den Bereich Addressable TV angehen. "Auf dem Weg zur Content- und Tech-Company müssen wir jetzt Gas geben, um von Google, Facebook & Co unabhängig zu bleiben. Content können wir, Vermarktung auch. Jetzt müssen wir zeigen, dass wir in unserem Markt auch in Sachen Tech, ob bei individualisierten Angeboten im Streaming oder personalisierter Werbung im Addressable TV, weiterhin die Nase vorn haben", erklärte Matthias Dang, Geschäftsführer Vermarktung, Technologie & Daten gegenüber den Mitarbeitern. An dieser Stelle werden die Teams also wohl eher wachsen als schrumpfen.

Gehaltserhöhungen und Corona-Bonus

Neben dem angekündigten Stellenabbau hatte die Unternehmensführung aber auch gute Nachrichten für ihre Mitarbeiter. So kündigte man individuelle Gehaltserhöhungen in Gesamthöhe von rund fünf Millionen Euro an. Außerdem erhalten alle Mitarbeiter unterhalb der Bereichsleiter eine Corona-Prämie in Höhe von 500 Euro.