Seit dem 22. Dezember herrscht bei der Funke-Mediengruppe Ausnahmezustand. Der Konzern wurde damals Opfer eines Angriffs mit Ransomware. Solche "Erpressersoftware" wird in der Regel via Mail massenhaft versendet. Ist er dann erstmal im System, breitet sich der Schadcode dort aus und macht Computersysteme früher oder später unbenutzbar. Gefordert wird dann zunächst die Zahlung eines "Lösegeldes", ehe die Daten und Systeme wieder freigegeben werden.

Um weitere Schäden zu verhindern, musste die Funke-Mediengruppe zentrale IT-Systeme aber auch einzelne Computer herunterfahren und zunächst "reinigen", ehe diese wieder in Betrieb genommen werden konnte. Nun, gut einen Monat später, sieht man das Ende dieses Prozesses näher rücken. Wie das Unternehmen nun bekannt gab, komme man sowohl mit dem Wiederaufbau der Infrastruktur als auch der Reinigung und Neuausgabe der Notebooks schneller als ursprünglich prognostiziert voran. Rund 5.000 Computer seien gereinigt und wieder bei Redaktion und Verwaltung im Einsatz, die erste von drei "digitalen Waschstraßen" könne man daher kommende Woche abbauen. Auch bei den Produktionssystemen würden viele Prozesse wieder wie vor dem Angriff laufen, bei anderen gebe es nun zumindest eine klare Timeline.

Bei den Zeitungen kehrt daher auch für die Leser nach und nach wieder Normalität ein. Die "Berliner Morgenpost" erscheint bereits wieder voll im Regelumfang, das "Hamburger Abendblatt" am vergangenen Samstag sogar dicker als sonst, allerdings ohne die Regionalausgaben. In NRW werden für die vier Titel inzwischen wieder fast 30 unterschiedliche Lokalausgaben mit jeweils sechs Seiten lokalen Inhalten produziert, in Thüringen zwei Lokalteile für Ost und West. Hier sollen die weiteren Lokalausgaben zeitnah folgen. Die Umfänge der Anzeigenblätter werden von Ausgabe zu Ausgabe gesteigert.

Einen Kassensturz, welche finanziellen Auswirkungen der Angriff letztlich hatte, könne man noch nicht vornehmen, so die Funke-Mediengruppe. Das nationale Anzeigengeschäft läuft inzwischen wieder recht reibungslos, bei Regionalgeschäft sei das wegen der höheren Komplexität noch schwieriger. Man sei aber "in absehbarer Zeit" auch dort wieder in der Lage, die Wünsche der Kunden umzusetzen. Schwerer wiegt da allerdings noch der Corona-Lockdown und die derzeitige Diskussion über weitere Verschärfungen. "Allerdings spüren wir vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Diskussion eine große Unsicherheit bei allen Kunden über weitere Werbemaßnahmen. Diese Skepsis ist vor allem im Regionalkundenbereich besonders ausgeprägt. Lichtblick sind unsere Digitalumsätze, die sich von Hacking und Corona unbeeindruckt positiv entwickeln", heißt es in dem Statement des Unternehmens.