Der weltgrößte Messenbetreiber Reed Midem muss sich eine neue Führung für seine Fernsehmessen suchen. Überraschend hat Laurine Garaude, ihres Zeichens Television Division Director, ihren Rückzug zum Monatsende angekündigt. Garaude arbeitete seit 1993 für Reed Midem und zeichnete seit 2009 für die TV-Messen MIPTV und MIPCOM verantwortlich, die nicht nur vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen stehen. 

"Reed Midem war für mich ein zweites Zuhause und nach fast drei Jahrzehnten ist es an der Zeit, beiseite zu treten", sagte Garaude am Freitag. Jerome Delhaye, Direktor der Unterhaltungsabteilung von Reed Midem, lobte Garaude als "außergewöhnliche Führungskraft mit einem fantastischen Verständnis für eine sich schnell entwickelnde Unterhaltungsindustrie" und sagte: "Wir werden sie vermissen und respektieren ihre Entscheidung, ein neues Abenteuer außerhalb von Reed Midem zu beginnen."

Ihre Nachfolge ist indes bislang noch nicht geklärt. Vorerst wird Jerome Dehaye die TV-Abteilung zusammen mit Deputy Director Lucy Smith führen. Für das Frühjahr wurde bereits eine digitale MIPTV in Aussicht gestellt, nachdem die Messe im vergangenen Jahr ebenso wie die MIPCOM wegen der Corona-Krise ausfallen musste. Lange hatten die Verantwortlichen um Garaude im Herbst an einer Vor-Ort-Veranstaltung in Cannes festgehalten, ehe sich angesichts zahlreicher Rückzieher von Ausstellern letztlich doch die Vernunft durchsetzte.

Im kommenden Herbst soll die MIPCOM nach den Vorstellungen der Reed Midem jedoch wieder zusammen mit der MIPJunior in Cannes stattfinden - wenn auch ergänzt um digitale Formate. Offen bleibt allerdings, wie sehr sich die beiden Fernsehmessen mittelfristig verändern werden. Insbesondere die MIPTV kämpfte schon vor Corona mit einem zunehmenden Bedeutungsverlust, der sich in rückläufigen Besucherzahlen ausdrückte. Vor diesem Hintergrund war schon vor einigen Jahren das begleitende Serienfestival Canneseries eingeführt worden.

Sicher ist nur, dass sich Laurine Garaude mit diesen Zukunftsfragen nicht mehr auseinandersetzen muss. Wohin es Garaude zieht, ist bislang nicht bekannt.