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"Jetzt schaltet sich das Bundes-Familienministerium ein", schrieb "Bild" am Freitag und nahm Bezug auf die jüngst ausgestrahlte Folge der ProSieben-Show "Germany's next Topmodel". Darin ließ der Sender die Kandidatinnen nahezu unbekleidet über den Laufsteg gehen - einzig hautfarbene Höschen und Schaum bedeckten die intimen Stellen, dazu legte ProSieben, wenn es nötig wurde, einen Filter über den Körper der jungen Frauen.

Der Sender und die Produktionsfirma Redseven Entertainment dürften angesichts dieser Bilder also einen Aufschrei durchaus einkalkuliert haben. Eine Kritik des Familienministeriums gibt es allerdings nicht, auch wenn die "Bild"-Geschichte, an der gleich drei Redakteurinnen und Redakteure arbeiteten, einen anderen Eindruck suggeriert.

"Sexismus ist nichts, das wir einfach tolerieren oder ignorieren können. Gemeinsam müssen wir Sexismus ganz klar als das bezeichnen, was er ist: nämlich eine Form von Gewalt", zitiert das Blatt eine Sprecherin des Ministeriums. Tatsächlich bezieht sich diese Aussage jedoch gar nicht konkret auf die von "Bild" benannte Folge von "Germany's next Topmodel", wie das Familienministerium am Nachmittag auf DWDL.de-Nachfrage klarstellte.

Vielmehr handelt es sich um eine allgemeine Aussage, wie aus dem gesamten Statement hervorgeht, das das Ministerium an "Bild" schickte. Demnach heißt es: "Das BMFSFJ engagiert sich vielfältig gegen Sexismus - auch in den Medien. Denn: Sexismus ist nichts, das wir einfach tolerieren oder ignorieren können. Gemeinsam müssen wir Sexismus ganz klar als das bezeichnen, was er ist: nämlich eine Form von Gewalt." Und weiter: "Das Rundfunkwesen fällt allerdings ausschließlich in die Zuständigkeit der Länder. Den Landesmedienanstalten in den Ländern und der Kommission für den Jugendmedienschutz (KJM) obliegt die Überwachung der Einhaltung der Vorgaben des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages der Länder."

Das Bundesfamilienministerium verweist somit auf die Zuständigkeit der KJM - und hat sich somit auch nicht in die Debatte eingeschaltet. Das wiederum sorgt bei ProSieben für Verärgerung. "'Bild' reißt ein allgemeines Statement eines Ministeriums aus dem Zusammenhang und macht daraus Schlagzeilen wie 'Jetzt schaltet sich auch das Ministerium ein' und 'Heidi Klum hat Ärger mit der Regierung'", so Sendersprecher Christoph Körfer zu DWDL.de. "Man kann dazu auch sagen: 'Bild' produziert bewusst Fake News. Aber anscheinend klicken negative Zeilen zu 'GNTM' so gut, dass man es dann mit journalistischen Grundregeln nicht mehr so genau nimmt."