Zum zweiten Mal binnen weniger Tage ist Journalist Nicholas Connolly (Deutsche Welle) in Belarus inhaftiert worden. Zurückliegenden Donnerstag wurde er bei Dreharbeiten in Minsk von einer Streife festgesetzt und mitgenommen – nach Überprüfung seiner Akkreditierung kam er wieder frei. Am Samstag nun wurde er bei Dreharbeiten in Gewahrsam genommen und auf ein Polizeirevier in der belarussischen Hauptstadt gebracht, wo abermals Papiere überprüft wurden.

Diesmal sollte er auch das gedrehte Videomaterial vorführen, sonst drohe ihm Haft und seine Ausrüstung sowie sein Mobiltelefon müsse konfisziert werden, berichtet die Deutsche Welle in einer Mitteilung. "Es ist skandalös, mit welchen Methoden selbst akkreditierte Journalisten in Belarus inzwischen behindert werden. Wir lassen uns aber dadurch in unserem Bemühen der Bevölkerung in Belarus freie Informationen zu liefern nicht einschüchtern", sagte Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle.

 Das Regime in Belarus versucht schlicht, Journalismus zu kriminalisieren. Nicholas Connolly

Die Deutsche Welle hat nun Protest eingelegt – direkt bei den Behörden in Minsk, aber auch beim belarussischen Botschafter in Berlin, Denis Sidorenko. Sie fordert zudem die unverzügliche Freilassung von Connolly. Ohne weitere Ausführungen teilte Sidorenko inzwischen mit, ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Minsk könne den Journalisten auf dem Polizeirevier abholen. So wurde Connolly nach fünf Stunden auf dem Revier freigelassen. Der Reporter erklärte danach: "Während der gesamten fünf Stunden auf dem Polizeirevier hat mir niemand gesagt, was mir konkret vorgeworfen wird. Das Regime in Belarus versucht schlicht, Journalismus zu kriminalisieren. Die belarussischen Journalisten sind einem noch viel größeren Risiko ausgesetzt als Reporter internationaler Medien."

In Minsk gibt es derzeit wieder Proteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko, die von Sicherheitskräften teils brutal zerschlagen worden sein sollen. Bis zu 100 Festnahmen zählte das Menschenrechtszentrum Wesna. Das von Lukaschenko regierte Land wurde kürzlich übrigens vom kommenden "Eurovision Song Contest" ausgeschlossen, weil der eingereichte Song eine politische Botschaft enthalten solle: Er verhöhne die Protestbewegung, heißt es.