Netflix hat am Montagabend seine Geschäftszahlen fürs abgelaufene 1. Quartal vorgelegt. Und die fielen in finanzieller Hinsicht sehr gut aus: Der Umsatz stieg auf 7,16 Milliarden US-Dollar, das war fast ein Viertel mehr als noch im 1. Quartal des vergangenen Jahres. Die operative Marge lag mit 27,4 Prozent so hoch wie noch nie, den Netto-Gewinn gibt Netflix mit 1,7 Milliarden um knapp eine Milliarde höher an als noch im vergangenen Jahr, auch der Free Cash Flow war mit 692 Millionen US-Dollar erheblich höher als noch im Vorjahr.

Und trotzdem wurden die Geschäftszahlen mit Enttäuschung aufgenommen - denn bei einem mit Blick auf die Zukunft ganz wichtigen Kennziffer blieb Netflix deutlich unter den Erwartungen: Den Abo-Zahlen. Zum 31. März 2021 zählte Netflix weltweit 207,64 Millionen Abonnenten, das waren knapp vier Millionen mehr als noch drei Monate zuvor. Das Wachstum war damit aber nur rund ein viertel so hoch wie noch im 1. Quartal des vergangenen Jahres. Netflix verfehlte auch die eigene Prognose, die von einem Netto-Abo-Wachstum von sechs Millionen Euro ausging. Noch trister sieht zudem der Ausblick fürs laufende zweite Quartal vor: Hier erwartet Netflix sogar nur noch einen Zuwachs um eine Million Abonnenten. Hat Netflix nun also angesichts der immer härteren Konkurrenz auf dem Streaming-Markt die Grenzen des Wachstums erreicht?

Das weist man bei Netflix zurück, der Trend vom linearen Fernsehen hin zum Streaming werde weiter anhalten, im 2. Halbjahr erwartet man bereits wieder Besserung. Als Grund für die Wachstums-Schwäche im 1. Halbjahr gibt man dann auch weniger die Konkurrenz an als Vorzieh-Effekte durch die Corona-Pandemie. Sprich: Man sei im letzten Jahr deutlich rasanter gewachsen als das ohne Corona zu erwarten gewesen wäre, daher seien viele Neuabschlüsse aufs letzte Jahr gefallen, die sich sonst auch auf 2021 verteilt hätten. Und die Produktions-Verzögerungen durch die Corona-Maßnahmen hätten zudem dazu geführt, das in diesem Frühjahr weniger neue Inhalte zur Verfügung stehen als das normalerweise der Fall wäre. Im Netflix-Sprech heißt das "lighter content-slate".

Zum Start ins Jahr habe das etwa mit "Bridgerton" oder "Lupin" zwar noch ziemlich gut ausgesehen, doch zuletzt konnte weniger nachgelegt werden. Viele der zugkräftigsten Netflix-Formate würden sich nun erst im 2. Halbjahr zurückmelden, was dann auch wieder für ein stärkeres Kunden-Wachstum sorgen soll. Im Umkehrschluss dürfte dann auch die Marge wieder geringer ausfallen - denn dass die im 1. Quartal so hoch wie nie lag, ist auch auf diese Produktionsverzögerungen zurückzuführen, durch die Netflix weniger Geld für Inhalte ausgegeben hat. Auch hier soll es sich aber nur um kurze zeitliche Verschiebungen handeln, fürs Gesamt-Jahr stellt Netflix Gesamt-Investitionen von 17 Milliarden US-Dollar ins Programm in Aussicht.