Mit einer Mischung aus Doku und Fiktion zeichnet RTL in "Der große Fake - Die Wirecard-Story" die Geschichte des gefallenen Unternehmens Wirecard nach. Bereits seit Ende März ist der Film bei TVNow abrufbar - doch erst im Zuge der Free-TV-Premiere bei RTL in der vergangenen Woche sorgte der Streifen offenbar für eine juristische Auseinandersetzung. Konkret geht es um einen Kronzeugen im Wirecard-Prozess, der sich in dem Film offenbar identifiziert und vorverurteilt sieht. 

Das Oberlandesgericht München erließ daraufhin kurz vor der Ausstrahlung bei RTL eine einstweilige Verfügung und untersagte so eigentlich die Free-TV-Premiere. Der Sender zeigte den Film trotzdem und muss nun mit einem Ordnungsgeld rechnen. Das, oder ersatzweise die Ordnungshaft für die Geschäftsführung, sei laut der "FAZ" nämlich von dem Gericht so verfügt worden. Der Anwalt des Wirecard-Kronzeugen kündigt gegenüber der Zeitung bereits an, das Ordnungsgeld beantragen zu wollen. Es wird wohl nicht zuletzt auch darauf ankommen, ob RTL eine schlüssige Erklärung vorweisen kann, weshalb man den Film doch gezeigt hat. 

Es ist von einem langwierigen Prozess auszugehen, denn RTL erklärt gegenüber den Kollegen der "FAZ", dass man die Entscheidung der Münchner Richter für "schlicht falsch" halte. An keiner Stelle werde der Verdacht geäu­ßert, dass der Antrag­stel­ler in straf­recht­lich rele­van­ter Weise eine maßgeb­li­che Rolle gespielt habe. Von RTL heißt es darüber hinaus, dass lediglich ein kurzer Ausschnitt von nur zwei Minuten Gegenstand des Verfahrens gewesen sei, zudem habe das Landgericht zuvor noch anders entschieden. 

Inzwischen ist der Film bei TVNow an den entsprechenden Stellen bearbeitet und unkenntlich gemacht worden. Deshalb war er kurz nach der Ausstrahlung für wenige Stunden offline. Inzwischen ist das Dokudrama aber wieder verfügbar. Bei der Ausstrahlung in der vergangenen Woche sahen übrigens nur 1,46 Millionen Menschen zu, das ist für RTL-Verhältnisse ein schwacher Wert. Auch in der klassischen Zielgruppe erzielte der Film lediglich 8,7 Prozent Marktanteil und blieb damit weit unter dem Senderschnitt hängen.