Noch mehr Raum als bisher schon wird die Fußball-Bundesliga ab Sommer im Bewegtbildangebot von Axel Springer einnehmen. Vor knapp einem Jahr hat sich der Konzern zwei neue Rechtepakete der Deutschen Fußball Liga (DFL) geschnappt – sie gelten ab der Spielzeit 2021/22 für vier Jahre und berechtigten den Konzern, unmittelbar nach Abpfiff und hinter einer Bezahlschranke Highlights aller Bundesliga-Spiele anzubieten. Darüber hinaus hat Axel Springer auch das DOOH-Paket gekauft, das bewegte Bilder auf Außenwerbeflächen ermöglicht.

Inzwischen sind die genauen Pläne bei Springer erarbeitet worden. Wie nach DWDL.de-Informationen aus einem Vermarktungspapier des Verlags hervorgeht, sollen die unmittelbar nach den Abpfiff verfügbaren Highlight-Clips für Kunden des kostenpflichtigen "Bild+", das demnächst auch bei "SportBild" gestartet wird, angeboten werden. In Sachen Höhepunkte wird Axel Springer also besonders flink sein, während der Streamingdienst DAZN On-Demand-Highlights erst jeweils 40 Minuten nach Spielende, Sky sogar bei seinen Samstagsspielen erst ab Mitternacht zeigen kann. Die Bewegtbilder werden somit aber kein Teil des kommenden und frei empfangbaren Free-TV-Senders Bild Live sein. Das Rechtepaket soll für Axel Springer das digitale Wachstum weiter ankurbeln. Eigenen Angaben zufolge hatte "Bild+" 2020 über 500.000 Abonnenten.

Neu in der Bundesliga-Strategie von Axel Springer ist auch eine neue "Blitz-Bundesliga-Show", so der Arbeitstitel. Diese wird es an Regelspieltagen der Bundesliga vier Mal geben - freitags grob gegen 22:45 Uhr, samstags gegen 17:45 Uhr und mit einer um das Topspiel angereicherten Variante gegen 20:45 Uhr sowie am Sonntag kurz nach dem letzten Spiel. Die Show wird moderiert sein und Tore, Highlights und Analysen in ganz kompakter Form mit einer Länge von 15 Minuten bündeln - zehn Minuten wird davon der Ball rollen.

Matthias Brügelmann © Axel Springer Matthias Brügelmann
Eine "riesen Chance" nennt Matthias Brügelmann, Chefredakteur Sport der Bild- und Welt-Gruppe, gegenüber DWDL.de die über das Rechtepaket eingeräumte Möglichkeit eines solchen Formats, das samstags noch vor der ARD-"Sportschau" auf Sendung geht und zudem deutlich kompakter ist als Angebote der Konkurrenz im Free- und klassischen Pay-TV. "Wir machen keine Stunde, sondern fokussieren uns auf das Wesentliche." Erreichen wolle man damit letztlich auch die mobile Fangeneration, die bei den Bezahlangeboten von Axel Springer künftig die Möglichkeit habe, Highlights aller Spiele kurz nach Schlusspfiff abzurufen. "Ein super Service für alle, die unterwegs sind: ob im Stadion oder woanders." Brügelmann weiter: "Wir sind Freitag, Samstag und Sonntag die einzige verlässliche Anlaufstelle für Fans, was Highlightclips aller Spiele und Bundesliga-Shows betrifft. Die günstigste Dauerkarte der Liga." Im ersten Jahr kostet "Bild+" die Nutzer rund vier Euro pro Monat, danach rund acht Euro. 

Wer durch die kommende Blitz-Show bei "Bild+" führen soll, ist aktuell noch nicht geklärt. Immerhin startet die neue Bundesliga-Saison erst im August. Aktuell stehen für Fußballthemen Reporter wie Carli Underberg, Christian Falk, Walter Straten, Matthias Brügelmann oder die ehemalige Fußballerin Valentina Maceri vor der "Bild"-Kamera.

Reif und Scholl weiterhin dabei

Fest steht, dass bei Axel Springer mit Marcel Reif und Mehmet Scholl weitergearbeitet werden soll. Scholl soll mindestens 20 Einsätze pro Saison haben - und dabei die Spiele analysieren, die ganz Deutschland bewegen. Seine bisherigen Analysen ("Jetzt kommt Scholl") erzielten in Clip-Form nach Springer-Angaben sechsstellige Abrufzahlen. Marcel Reif solle für "Spieltags-Feeling" auch unter der Woche sorgen. Sein Format "Reif ist live" wird ebenfalls fortgeführt. Auch wenn sich Brügelmann noch nicht exakt in die Karten schauen lassen will, dürfte klar sein, dass beide Sendungen auch Optionen für den geplanten Free-TV-Newssender von "Bild" sind - für sie sind Bewegtbilder aus dem Stadion nicht notwendig und somit funktioniert die Verbreitung auch über den herkömmlichen Empfangsweg.

Schon zuletzt wähnte Springer das Format "Reif ist live" auf dem richtigen Weg. Die durchschnittlichen Aufrufzahlen hätten sich vervielfacht - von etwa 50.000 im März 2020 auf zirka 200.000 im Dezember 2020, ist aus dem Verlag zu hören. Diese Werte lassen aber immer auch einen gewissen Deutungsspielraum, geben sie doch keine Antwort auf die Frage, wie lange die einzelnen Nutzerinnen und Nutzer zugeschaut haben: Menschen, die einige Sekunden dabei waren, haben den Clip schließlich ebenso aufgerufen, wie solche, die bis zum Ende dran blieben.

Was die Nutzung des zweiten Rechtspakets angeht, plant Axel Springer im Bereich DOOH eine kurze und somit prägnante Aufbereitung der Inhalte, etwa "Top 3 Tore", besonders kurze Spielzusammenfassungen und tägliche Bundesliga-News. Wie viel sich der Konzern die beiden Rechtepakete kosten lässt, ist nicht bekannt. Nicht zum ersten Mal kamen die "Bild"-Macher auf die Idee, mit kostenpflichtigen Bundesliga-Clips die digitalen Inhalte zu pushen. Im Rechtezyklus 2013 bis 2017 bot "Bild" online bis zu sechs Minuten lange Zusammenfassungen gegen Gebühr an. Die damaligen Rechte seien "wie gemacht" gewesen für die Digitalstrategie des Hauses, hieß es vor Jahren beim Erwerb. Dennoch schlug man nicht direkt wieder zu. Im laufenden Zyklus liegt das Rechtepaket bei DAZN, das On-Demand-Highlights 40 Minuten nach Spielschluss auf seiner Plattform anbietet.

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