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Jahrelang haben die Verlage gemeinsam für die Einführung eines Leistungsschutzrechtes gekämpft, mit dem sie von Google, Facebook und Co. Geld dafür kassieren wollen, dass diese auf ihre Inhalte verlinken - diese Links aber mit kleinen Ausschnitten der Verlagsinhalte anreichern, wie es bei solchen Angeboten eben allgemein üblich ist, wenn sie einen Mehrwert für die Nutzer darstellen sollen. Nachdem das deutsche Leistungsschutzrecht gescheitert ist, gibt es über die Umsetzung der EU-Urheberrechtsreform nun einen neuen Anlauf.

Doch noch bevor Verträge mit Google, Facebook & Co. geschlossen wurden, hat nun der Verteilungskampf unter den Verlagen eingesetzt. Denn auch wenn künftig Geld fließen sollte, stellt sich die Frage, wer davon eigentlich besonders stark profitieren wird. Eingetrieben werden soll das Geld für die Verlage von Corint Media, der ehemaligen VG Media. Deren aktuellste Version des Verteilungsplans sieht vor, dass 98 Prozent der Einnahmen basierend auf den IVW-gemessenen Reichweiten der einzelnen Angebote verteilt wird (mit der Einschränkung, dass ein Teil jenen Angeboten vorbehalten bliebe, die mindestens fünf Vollzeit-Redakteure beschäftigen). Profitieren würden also vor allem große Verlage - und überdurchschnittlich jene Angebote, die auf Reichweiten-Maximierung setzen. Clickbait würde damit noch zusätzlich alimentiert.

Dieser Verteilungsplan ist schon seit Jahren so, bislang gab's aber kaum Einnahmen zu verteilen. Jetzt, da das in greifbare Nähe zu rücken scheint, regt sich Widerstand: Die Madsack Mediengruppe hat nun angekündigt, ihre Zusammenarbeit mit Corint Media "vorsorglich" zum 31. Dezember zu kündigen. Bis dahin wolle man überprüfen, ob man die eigenen Ansprüche nicht doch lieber anderweitig durchsetzen könne - vor allem aber erhofft man sich, dass durch den dadurch aufgebauten Druck die derzeitigen Verteilungspläne nochmal überarbeitet werden.

Die Branche stehe vor einer "grundsätzlichen Weichenstellung" erklärt Thomas Düffert, CEO der Madsack Mediengruppe, die zahlreiche Regionalzeitungen wie die "Hannoversche Allgemeine", die "Ostsee-Zeitung" oder die "Leipziger Volkszeitung" verlegt. "Unserer Auffassung nach sollten vor allem auch diejenigen journalistischen Angebote vom gesetzlichen Leistungsschutz profitieren, die auf kostenintensive Recherche und Qualität setzen und auf mitunter zweifelhafte Reichweitenmaximierung verzichten". Die aktuelle Strategie der Corint Media GmbH werde diesem Anspruch nicht gerecht. "Das Leistungsschutzrecht sollte ein Instrument sein, das die gesellschaftlich wichtigen Aufgaben der Medien - und hier ganz besonders auch die der vielen lokalen und regionalen Publikationen - in unserer Demokratie stärkt. Bis zum Jahresende wollen wir unsere Rolle als Gesellschafter und Vertragspartner der Corint Media GmbH jedenfalls in diesem Sinne konstruktiv nutzen, um eine Neujustierung zu erreichen", so Düffert. 

Bei Corint Media gibt man sich unterdessen gelassen und zuversichtlich, in den kommenden Monaten zu einer Einigung zu kommen. Ein Sprecher erklärt gegenüber DWDL.de: "Madsacks Ankündigung zeigt, welch große Bedeutung das Presseleistungsschutzrecht hat und wie um den besten Weg zur Durchsetzung gerungen wird. Wir sind mit Madsack in konstruktiven Gesprächen und haben grundsätzlich Verständnis dafür, dass der Verlag die Zusammenarbeit von den wichtigen Ereignissen der nächsten sieben Monate abhängig macht. In diesen sieben Monaten wird sich zeigen, zu welchen Bedingungen Google, Facebook und andere Plattformen mit uns Lizenzverträge abschließen."