Arte-Geschäftsführer und Programmdirektor Bernd Mütter zeigte sich beim Pressegespräch am Dienstagvormittag zufrieden mit der Entwicklung des Senders. Obwohl man in den letzten Wochen die Auswirkungen der Produktionsverzögerungen durch die Corona-Pandemie zu spüren bekommen habe und daher mehr Wiederholungen als üblich zeigte, konnte man den im vergangenen Jahr auf 1,2 Prozent gestiegenen Marktanteil auch 2021 bislang halten - bei gleichzeitig weiter um 20 bis 30 Prozent wachsenden Zugriffen auf die Online-Angebote.

Diese Nachschub-Probleme sollen in den kommenden Wochen und Monaten nun Geschichte sein. Nach dem "Summer of Voices", während dem man sechs Wochenenden lang der "Bandbreite der menschlichen Stimme" widmen wird, steht im September die Premiere eines neuen Wissenschaftsformats an. In Anspielung an "Per Anhalter durch die Galaxis" will "42 - Die Antwort auf fast alles" liefern. "Assoziativ, originell, um die Ecke gedacht und klug inspiriert wird jedes Thema aufgerollt", erläutert der Sender - und präsentiert wird es von Nora Tschirner, die zwar nicht zu sehen ist, die aber aus dem Off durch die Folgen führt. Vorranging soll das von Mobydoc produzierte Format sein Publikum online finden, auf arte.tv und YouTube. Nur dort könne man junge Menschen noch in größerer Form für Wissenschaft interessieren, so Mütter. Auch eine TV-Auswertung wird es aber geben, zumal längst nicht nur junge Leute die Zielgruppe seien.

Abseits davon setzt man einen programmlichen Schwerpunkt zum Thema HipHop. So wird beispielsweise in einer Webserie erzählt, wie der Rap nach Deutschland kam, es gibt eine 7-teilige Webserie "Bboys & Bgirls Africa" und im TV wartet eine Doku über Snoop Dogg. Ansonsten setzt man Schwerpunkte im Programm vor allem anhand von Jahrestagen. Im September jähren sich zum 20. Mal die Anschläge vom 11. September. Man werde sich in mehreren Dokus ansehen, wie sich die USA und die Welt dadurch verändert haben, wie etwa die USA in der Folge mit Menschenrechten umgegangen sind. Beleuchtet werden mit Dokumentarfilmen die Fälle Khaled el Masri und Mohamedou Slahi. Den Bogen ins Amerika der Gegenwart schlagen zwei andere Produktionen: In "9/11 Kids - Das veränderte Amerika" klärt auf, was 20 Jahre später aus jenen geworden ist, die damals in der Grundschulklasse saßen, mit denen George W. Bush am 11.9.2001 gerade aus einem Buch gelesen hat, als er die Nachricht von den Anschlägen erhielt. "Generation 11. September" wiederum zeichnet das Leben der über 100 Kinder nach, die kurz nach dem Attentat geboren wurden und deren Väter bei den Anschlägen ums Leben kamen.

Knapp zehn Jahre vor den Anschlägen wurden die Koordinaten der Welt schon einmal massiv verschoben - durch den Untergang der Sowjetunion. Auch hier hat Arte mehrere Dokus im Programm, etwa über die Geschichte des KGB und der Roten Armee, besonders stellte man am Dienstag aber den Film "Gorbatschow. Paradies" heraus, für den Vitaly Mansky den ehemaligen Staatschef der Sowjetunion zu einem ausführlichen Interview getroffen hat. Auch den zehnjährigen Todestag von Muammar al-Gaddafi nimmt Arte zum Anlass für einen Themenabend mit zwei Dokus, ebenso wie den 70. Geburtstag des Bundesverfassungsgerichts. Dessen Geschichte sei "so spannend wie die 1. Staffel von 'House of Cards'", sagt Mütter. Erzählt wird sie im September in der Doku "Die Macht der Richter". Merkels Abschied begleitet man unterdessen gegen Jahresende mit der Doku "Angela Merke. Die Unerwartet und das Unerwartete".

Großen Wert legt man bei Arte weiter auch auf sein Serien-Programm, das linear, vor allem aber auch online zu einem festen Standbein geworden ist. Schon am 12. August feiert zunächst online, eine Woche später dann auch im TV die HBO Europe-Serie "The Sleepers" Premiere. Sie spielt im Prag des Jahres 1989, wo Marie und ihr Mann Viktor nach Jahren des Londoner Exils in ihre Heimatstadt zurückkehren. Nach einem Autounfall fällt Marie ins Koma - und als sie aufwacht fehlt von Viktor jede Spur. Am 2. September folgt wiederum zunächst online und eine Woche später im TV die neuseeländische Serie "One Lane Bridge". Kaum hat der Maori-stämmige Police Detective Ariki Davis seinen neuen Job in Queenstown angetreten, wird er mit einem tragischen Mordfall konfrontiert. Misstrauen und Ablehnung, dunkle Geheimnisse und übernatürliche Erscheinungen machen ihm das Leben zunehmend schwer. Ebenfalls im September online stehen wird die Serie "Anna", die in Sizilien spielt, das von einem tödlichen Virus heimgesucht wird und wo ein Mädchen ihren verschwundenen kleinen Bruder sucht. Im November folgt dann noch die französische Serie "Nona und ihre Töchter".

Dazu kommt ein großes Online-Angebot, wo etwa das britische Original von "Queer as Folk", die preisgekrönte israelischen Serie "Hamishim – Fünfzig" oder "Foodie Love" mit Laia Costaund Guillermo Pfening in den Hauptrollen warten. Im TV werden an Filmabenden über Christoph Walz, Agatha Christie und Francis Ford Coppola Klassiker wie "Mord im Orientexpress" oder "Apocalypse Now" gezeigt, begleitet von Dokumentationen in Erstausstrahlung über die Film-Legendinnen und -legenden.