Wenn beim WDR von Georg Thiel die Rede ist, dann ist in diesen Tagen Vorsicht geboten. Der 53-jährige Mann aus Borken sitzt seit Februar im Gefängnis, weil er sich über Jahre hinweg weigerte, den Rundfunkbeitrag zu bezahlen - auf mehr als 1.800 Euro sollen sich seine Schulden inzwischen belaufen. 

Es ist ein Thema, über das anfangs etwa die rechte Tageszeitung „Junge Freiheit“ berichtete, später aber auch von „Bild“ und „Bild am Sonntag“ verstärkt aufgegriffen wurde. Die Sonntagszeitung besuchte Thiel sogar in der JVA, wo Thiel seinem Ärger Luft machen durfte. „Ich verdiene 14.000 Euro im Jahr, WDR-Chef Buhrow 400.000 Euro - aber wir zahlen beide 17,50 Euro“, wurde der Mann zitiert. Seine Haft sieht er als „Protest gegen die schändliche GEZ-Gebühr“.

Das Online-Magazin „Übermedien“ hatte kürzlich über den Fall berichtet und klargestellt, dass der von den Springer-Medien zum „GEZ-Rebellen“ erhobene Mann seine Inhaftierung selbst hätte verhindern können - auch ohne, dass der WDR den Vollstreckungsauftrag zurückzieht und auf den geforderten Betrag verzichtet. Dafür hätte er „nicht einmal die Beiträge plus Bußgelder begleichen, sondern bloß seine Vermögensverhältnisse offenlegen müssen“, schreibt „Übermedien“. Auf diese Weise hätte schließlich ein Gericht entscheiden können, was pfändbar wäre oder ob es überhaupt ein Vermögen gibt. Die Verhältnismäßigkeit der Haftstrafe sei indes von drei Gerichten bestätigt worden, heißt es.

Jürgen Domian © WDR/Ben Knabe Jürgen Domian
Doch unabhängig davon entwickelt sich das Thema für den WDR zunehmend zum Problem. Keine zwei Wochen ist es her, dass ein Anrufer mit Jürgen Domian in dessen Live-Sendung über Thiel sprechen wollte, nachdem er im Vorgespräch noch behauptet haben soll, dass Kardinal Marx sein Thema sei. Domian machte kurzen Prozess und warf den Anrufer aus der Leitung. 

Das, so sagte es der Talker zum „Kölner Stadtanzeiger“, „hatte nur und ausschließlich damit zu tun, dass er sich in die Sendung gefakt hatte“. „Hätte er sein Thema ehrlich angeboten, hätte ich natürlich mit ihm darüber gesprochen.“ Der WDR wies den Vorwurf der Zensur zurück. „Es gab und gibt keine Vorgaben seitens des WDR, und natürlich ist es möglich, in der Sendung über den Rundfunkbeitrag beziehungsweise Zahlung oder Nicht-Zahlung des Beitrags zu diskutieren“, wird eine Sendersprecherin zitiert.

"Och Mensch"

Dass der Fall Thiel damit nicht erledigt ist, zeigt ein neuerlicher Vorfall vom Mittwoch. In der ansonsten unspektakulären Nachmittagssendung „Hier und heute“ sollten wie gewöhnlich zwei Zuschauer in einem Quiz um eine Tasse spielen - doch der Anrufer, der sich als Hans-Georg Thielmeier aus Borken in die Sendung mogelte, hatte mehr im Sinn als den harmlosen Hauptpreis.

„Wie geht's Ihnen so bei der Hitze?“, leitete Moderatorin Miriam Lange das Gespräch ein und bekam eine wenig zufriedenstellende Antwort: „Nicht so gut, muss ich sagen.“ Die Hitze war jedoch ganz offensichtlich nicht sein Problem. „Meine Lebensumstände sind momentan nicht die besten. Ich fühle mich etwas gefangen und bin auch ziemlich hungrig. Ich hab das Gefühl, das Leben zieht an mir vorbei und auch meine Wohnsituation könnte besser sein. Es ist alles nicht so schön seit Ende Februar bei mir im Leben.“

Lange ahnte zu diesem Zeitpunkt offensichtlich noch nicht, worum es geht. „Och Mensch“, sagte sie und startete einen Aufmunterungsversuch. „Umso mehr hoffe ich, dass wir Sie jetzt glücklich machen können mit einer Tasse.“ Doch das war dem Anrufer nicht genug. „Mir würde es schon reichen, wenn ich den Sommer ganz normal genießen könnte“, sagte er und fragte schließlich, ob es möglich sei, den Gewinn auch nach Münster in die JVA zu schicken - „zu Händen Hans-Georg Thielmeier, ohne Hans und ohne Meier“ Kurz darauf rief er: „Hashtag Free Georg Thiel! WDR, es reicht. Entlassen Sie Georg Thiel!“

Dann war plötzlich Stille. Ob es sich bei dem Anrufer tatsächlich um Thiel handelt, ist unklar. Die sichtlich verdutzte Moderatorin wusste jedenfalls offensichtlich nicht so recht, wie ihr geschieht. „Ich erfahre gerade aus der Regie, Hans-Georg hat aufgelegt“, sagte sie noch, kürte den Herausforderer Jörg kurzerhand zum Sieger der Tasse und ging zum gewohnten „Hier und heute“-Trott über: „Wie geht’s Ihnen so bei der Hitze?“