Wegen des EM-Spiels der deutschen Nationalmannschaft musste der WDR-Rundfunkrat am Dienstag bei seiner Sitzung auf die Tube drücken. Um die Begegnung sehen zu können, hat das Gremium seine Agenda um zwei Stunden verkürzte und mehrere angekündigte Beratungsthemen auf den August verschoben. Erst dann soll es auch um den aktuellen "Erfüllungsbericht" des WDR gehen, in dem der Sender vorstellt, wie er seinem Programmauftrag nachkommt.

Nicht verschoben wurde der Auftritt von WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn, der dem Rundfunkrat seine Überlegungen zur Weiterentwicklung der Mediathek vorstellte. Schönenborn machte sich dabei für eine "schnelle technische Weiterentwicklung" stark. So müssten die Nutzerinnen und Nutzer in der Mediathek ein auf ihre persönlichen Interessen zugeschnittenes Programm finden, gleichzeitig aber mehr Raum für Kommentare und Debatten bekommen.

"Wir brauchen einen vielfaltsgetriebenen öffentlich-rechtlichen Algorithmus, der dem Auftrag verpflichtet ist, zu informieren und zu bilden - einen Algorithmus, der gerade nicht dazu dient, das Publikum in Blasen zu fangen, sondern diese Blasen platzen zu lassen", erklärte Schönenborn und kündigte zugleich den Ausbau von WDR-Angeboten im Digitalen an. 

Der Programmdirektor verwies auf schon jetzt im Netz erfolgreiche WDR-Angebote wie "Quarks" oder die "Sportschau". "Jetzt geht es darum, bestehende Programme für die digitale Nutzung umzuwandeln und gleichzeitig in neue digitale Formate zu investieren", so Schönenborn. Es gehe nicht darum, immer mehr Inhalte zu produzieren, sondern passgenaue Inhalte. "Angebotsvielfalt sollten wir nicht daran messen, wie viel wir herstellen. Sondern wie viel davon das Publikum erreicht", erklärte Schönenborn.