Es wirkt wie ein Dé jà-vu. Keine zwei Jahre sind vergangen, seit innerhalb der ARD um eine Verschiebung des "Weltspiegels" gerungen wurde. Die Redaktionen befüchteten damals eine "Marginalisierung unserer Sendung", wie sie in einem Brief an den damaligen Programmdirektor Volker Herres und die Intendantinnen und Intendanten schrieben (DWDL.de berichtete). Tatsächlich hatte der Aufstand Erfolg: Der "Weltspiegel" sendet auch weiterhin sonntags um 19:20 Uhr. Doch jetzt ist der angestammte Sendeplatz erneut in Gefahr.

Planungen von Herres' Nachfolgerin Christine Strobl sehen vor, den "Weltspiegel" künftig montags nach den "Tagesthemen" zu zeigen, was nun erneut den Unmut zahlreicher Korrespondentinnen und Korrespondenten, wie aus einem neuerlichen Schreiben hervorgeht, das die "Kontext: Wochenzeitung" jetzt veröffentlicht hat. Unterschrieben ist es von mehr als 40 Journalistinnen und Journalisten, darunter Natalie Amiri, Annette Dittert, Richard Klug, Christiane Mayer, Markus Preiß, Ina Ruck und Isabel Schayani.

Sie alle halten eine Stärkung filmischer Formate, wie sie sich Strobl wünscht, zwar für richtig, doch die Verschiebung sei "eine drastische Schwächung der Auslandsberichterstattung im Ersten", heißt es in dem Brief, der an die Intendanzen, Direktionen und Chefredaktionen gerichtet ist. "Die absoluten Zuschauerzahlen werden uns nicht zufriedenstellen", zeigen sich die Journalistinnen und Journalisten überzeugt, schließlich, so rechnen sie vor, liegen diese derzeit am späten Montagabend bei rund 1,3 Millionen, während der "Weltspiegel" auf seinem angestammten Sendeplatz derzeit rund 2,1 Millionen Menschen erreiche. "Unser lineares Stammpublikum ist nicht jung und wird uns um diese Uhrzeit wohl kaum im bisherigen Maße treu bleiben", so die Vermutung.

Und dann treffen die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Schreibens einen wunden Punkten: "Alle anderen Magazine im Ersten, ob Politik oder Wirtschaft sind unter der Woche vor den 'Tagesthemen' platziert, allein das Ausland sendet dann in der 'Todeszone'", heißt es weiter. Dazu komme offenbar eine Reduzierung der Sendeplätze. So ist die Rede von 39 statt 44 Ausgaben und einem Ende der "Weltspiegel Reportage" sowie möglicherweise des Formats "Weltspiegel extra". Das werde letztlich als Halbierung der Auslandsberichterstattung gewertet.

"Alles in allem", schreiben die Korrespondentinnen und Korrespondenten, "birgt das geplante Schema, so wie wir es jetzt interpretieren müssen, keine guten Perspektiven für die Auslandsberichterstattung. Eine Stärkung des politischen Renommees der ARD können wir nicht erkennen. Zumindest nicht, was die internationale Politik anbetrifft. Nehmen wir als ARD die hintergründige Auslandsberichterstattung ernst, muss sich dies auch im Sendeplatz widerspiegeln. Und das ist aus unserer Sicht ein Sendeplatz in der Primetime vor den 'Tagesthemen'. Oder natürlich der eingeübte Sendeplatz sonntags 19:20 Uhr."

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