Die Geschäftszahlen von ProSiebenSat.1 fielen im zweiten Quartal so positiv aus, dass der Konzern sie vorab vor zweieinhalb Wochen schon einmal auf Basis vorläufiger, noch nicht geprüfter Werte bejubelte. Nun liegt die Quartalsbilanz vor und bestätigt diese Werte. Demnach stieg der Umsatz in den Monaten April bis Juni auf 1,048 Milliarden Euro und erreichte damit nach Firmenangaben einen neuen Rekord.

Im Vergleich zum zweiten Quartal, das von einem zwischenzeitlich fast völligen Wegbrechen der TV-Werbeeinnahmen geprägt war, betrug das Umsatz-Wachstum 48 Prozent. Das signifikante Wachstum der Werbeerlöse war dementsprechend auch der Treiber des Umsatzwachstums des Gesamtkonzerns. Auf Halbjahressicht beträgt das Umsatz-Plus im Vergleich zum Vorjahr 22 Prozent auf nun 1,986 Milliarden Euro. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Adjusted EBITDA) hat sich versiebenfacht und auch unterm Strich blieb nun wieder ein erheblicher Gewinn: Der Konzernüberschuss stieg auf 114 Millionen Euro, nachdem im zweiten Quartal 2021 noch ein Verlust von 30 Millionen Euro ausgewiesen wurde.

Auch wenn der Anstieg der Werbeeinnahmen insbesondere im TV maßgeblich für die starke Entwicklung war: Die Abhängigkeit davon sinkt langsam. Der Anteil der Werbeerlöse im Entertainment-Segement am Gesamt-Umsatz sank im ersten Halbjahr von 47 auf 44 Prozent. Das hat insbesondere damit zu tun, dass das Segment Dating durch die Übenrahme der The Meet Group erheblich gewachsen ist. Der Außenumsatz schoss von 58 auf 139 Millionen Euro nach oben. Hätte die Meet Group auch im letzten Jahr schon zum Konzern gehört, hätte das Wachstum allerdings nur 5 Prozent betragen.

Das Entertainemt-Segment, das im Vorjahr besonders stark eingebruchen war, wuchs in Sachen Umsatz um 55 Prozent auf 736 Millionen Euro. Neben den Werbeerlösen stieg auch der Umsatz mit Programmproduktion und -verkauf erheblich an, hat sich sogar mehr als verdoppelt, steigende HD-Nutzung sorgt zudem für Einnahmen bei den Distributionserlösen. Bleibt als drittes Segment noch "Commerce & Ventures" - also die NuCom Group. Weil der OTC-Anbieter WindStar Medical Ende 2020 verkauft wurde, war der Umsatz hier leicht rückläufig auf 172 Millionen Euro. Organisch betrug das Umsatzwachstum hingegen 18 Prozent.

Um die Zukunft der NuCom Group rankten sich zuletzt zahlreiche Spekulationen, das "Manager Magazin" berichtete über Pläne für eine Abwicklung. Vorstandschef Rainer Beaujean betonte nun hingegen, dass man zu der jetzigen Aufstellung stehe. "Neben der Erholung im Werbegeschäft haben wir auch in unserem Dating- sowie Commerce & Ventures-Geschäft im zweiten Quartal positive Entwicklungen gesehen. Das zeigt, dass sich unsere Diversifizierungsstrategie auszahlt und wir hier den richtigen Weg in unserer Entwicklung zu einem Digitalkonzern gehen. (...) Alle drei Segmente schaffen Wert für den gesamten Konzern und ProSiebenSat.1 schneidet mit dieser immer synergetischeren, fokussierteren und profitableren Aufstellung besser ab als reine, traditionelle Medienhäuser."