Zu den im Fernsehen besonders spürbaren Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zählte die Tatsache, dass das Publikum fehlte. Wo gerade noch Menschen auf den Rängen saßen, um diejenigen, die auf der Bühne tanzten, sangen oder quizzten, zu bestaunen und bejubeln, nahmen plötzlich Pappfiguren die Plätze ein. Und anstelle des echten Applaus kam das Klatschen in den meisten Fällen aus der Konserve, was zwar ein netter Kompromiss war, aber freilich längst nicht immer zu dem Dargebotenen passte.

Umso schöner, dass sich die Ränge vieler Fernsehshows in den vergangenen Wochen wieder füllten. Und das dürfte sich, der momentan wieder steigenden Infektionszahlen zum Trotz, so schnell auch nicht ändern. Vor allem in Nordrhein-Westfalen, wo das Netz an Produktionsfirmen und Studio-Standorten so groß ist wie nirgendwo sonst im Land.

Von diesem Freitag an gilt in NRW die neue Coronaschutzverordnung, die das Einsetzen der sogenannten 3G-Regel lediglich an eine Inzidenz von 35 oder mehr knüpft. Mit Blick auf die Produktion von TV-Shows bedeutet dies, dass Veranstaltungen in Innenräumen stattfinden können, wenn alle Personen, wie weder vollständig geimpft noch genesen sind, einen negativen Antigen-Schnelltest oder einen negativen PCR-Test vorweisen können, der nicht älter ist als 48 Stunden.

"Rückkehr zur Normalität"

Ob in Zukunft tatsächlich auch Ungeimpfte ins TV-Studio gelassen werden, darf jedoch bezweifelt werden. Der Kölner Studiobetreiber MMC, auf dessen Gelände Shows wie "Promi Big Brother" oder "Let's dance" entstehen, geht jedenfalls bereits einen Schritt weiter. Aus einem internen Papier geht hervor, dass die MMC abweichend von der aktuellen Schutzverordnung selbst in der Inzidenzstufe 1 "ausschließlich geimpfte und/oder genesene Personen als Publikum" zulässt.

"Ungeimpfte Personen mit Test sind als Zuschauer ausgeschlossen", heißt es mit Blick auf die Zulassungsvoraussetzung. Will heißen: Wer sich nicht impfen lässt, hat auf absehbare keine Chance, in einer auf dem MMC-Gelände produzierten Shows im Publikum zu sitzen. Der Studiobetreiber macht damit von seinem Hausrecht Gebrauch. "Wir schließen uns mit den Vorgaben anderen Institutionen wie 1. FC Köln oder Lanxess Arena als Speerspitze an, weil wir der Überzeugung sind, dass nur eine durchgeimpfte Bevölkerung dauerhaft die Rückkehr zur Normalität bedeutet", erklärt Nico Roden, Director Sales & Production bei der MMC, gegenüber DWDL.de den Schritt.

"Unser Bestreben von Beginn der Pandemie an war es, den Produktionsbetrieb aufrecht zu erhalten und Mitarbeiter und Beteiligte bestmöglich zu schützen. Daher sind wir früh in den Betriebsstätten-Modus gewechselt und haben Publikum bereits ausgeschlossen, als es theoretisch noch erlaubt war", so Roden. "Die nun von uns definierten, erweiterten Auflagen sollen im Schulterschluss mit unseren Kunden dazu beitragen, bei möglichst viel sichtbarem Publikum sogenanntes 'Papplikum' zu vermeiden und dennoch die Infektionsrisiken zu minimieren.

Mehr Planungssicherheit für alle

Anders hält es die nobeo im benachbarten Hürth, wo etwa "Wer wird Millionär?" und "Stern TV" entstehen. "Die Entscheidung, ob bei den Shows überhaupt Publikum teilnimmt und wenn ja, in welcher Zusammensetzung, liegt beim Produzenten", betont René Steinbusch, Leiter Operatives Geschäft und Personal, bei dem Studiobetreiber. Unabhängig von der Inzidenz empfehle man jedoch allen Produzenten und Veranstaltern, die 3G-Regel einzuhalten. "Das gibt Planungssicherheit sowohl für die Produzenten als auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer."

Auch bei den Bavaria Studios im bayerischen Geiselgasteig ist Zutritt für Ungeimpfte theoretisch möglich. "Wir setzen die geltenden Bestimmungen der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung um und entwickeln darüber hinaus auf dieser Grundlage gemeinsam mit den Produzenten jeweils individuell zugeschnittene Hygienekonzepte. Darin wird auch festgelegt, unter welchen Auflagen Publikum Zutritt zu unseren Studios gewährt werden kann", sagt Bavaria-Sprecher Sebastian Feuß gegenüber DWDL.de. Bei dem aktuellen Inzidenzwert sei es derzeit theoretisch möglich, auch ungeimpft auf den Publikumsrängen Platz zu nehmen.

Doch wird das auch so bleiben oder folgen am Ende auch andere Studiobetreiber dem Vorstoß der Kölner MMC? "Grundsätzlich freuen wir uns sehr, dass durch die neue Coronaschutzverordnung wieder etwas mehr Normalität für die Integration von Publikum in die Shows einkehrt", so René Steinbusch von der nobeo zu DWDL.de. Zugleich macht er deutlich, dass man auch in Hürth das Modell bevorzugt, nur noch Geimpfte und Genesene Einlass zu gewähren: "Sofern ein Produzent die Zuschauerauswahl auf 2G begrenzt, werden wir dies tatkräftig unterstützen."