500 Millionen Euro will Netflix in den kommenden Jahren in deutschsprachige Inhalte investieren, das kündigte Geschäftsführer Reed Hastings vor wenigen Tagen in Berlin an (DWDL.de berichtete). Nun hat Hastings dem "Handelsblatt" noch ein Interview gegeben. Angesprochen auf die Tatsache, dass der Streamingdienst im vergangenen Quartal in den USA und Kanada mehr als 400.000 Nutzer verloren hat, spricht Hastings von einem "typisch saisonalen Effekt". Das zweite Quartal sei immer schwächer als die anderen. 

An ein Ende des Wachstums glaubt Hastings unterdessen nicht. "Wir wachsen in ganz Europa. In Deutschland, Österreich und der Schweiz haben wir jetzt deutlich über zehn Millionen Abonnenten. Der Markt weltweit wird weiterwachsen." Den Trend hin zum Streaming könne man auch bei den nationalen Fernsehsendern sehen, so der Netflix-Boss. 

Und als die "Handelsblatt"-Journalisten Hastings daraufhin auf RTL und seine Streaming-Ambitionen ansprechen, antwortet der tatsächlich recht konkret. Das ist vor allem deshalb überraschend, weil Medienmanager in der Regel nicht so gerne über die Konkurrenz sprechen. Doch Hastings scheint das nichts auszumachen. Er sagt: "RTL wird sehr erfolgreich sein mit dem, was sie dort vorhaben. In bestimmten Feldern werden regionale Konkurrenten stärker sein als wir." Das sei okay, denn der Markt sei groß genug. "Wir produzieren eben Geschichten, die die Welt erobern, wie die französische Diebesgeschichte ‘Lupin’. Wir werden sicher nicht deutscher werden als RTL."

Als das "Handelsblatt" auf die größer werdende Konkurrenz im Streamingmarkt zu sprechen kommt, wiegelt Reed Hastings ab. Man befinde sich nicht in der Rolle der Verteidigers. "Das wäre nicht gesund. Uns geht’s darum, die Zuschauer bestmöglich zu unterhalten." Dass es nun mehr Anbieter gebe, sei ein Zeichen dafür, dass der Markt reifer geworden sei. "Vergleichen Sie das doch mit dem Markt für Elektroautos. Ein Jahrzehnt lang gab’s da nur Tesla, jetzt ziehen BMW, Mercedes und Volkswagen nach. Wir sind einfach nicht der ganze Markt."