Fortlaufend in der Kritik steht eine jüngst von Streamingdienst TVNow veröffentlichte Dokumentation namens "Der Todespfleger", die sich nicht nur intensiv mit den Taten von Niels Högel befasst, sondern den inhaftierten Mann auch selbst am Telefon zu Wort kommen lässt. Und genau das sorgt für Unverständnis. In der "Oldenburger Nordwest-Zeitung" hat nun die Justizvollzugsanstalt Oldenburg erklärt, dass man Interviewanfragen der Produktionsfirma filmpool Entertainment "ausdrücklich abgelehnt" habe.

Entsprechend lautet der Vorwurf der JVA, dass ein nicht genehmigtes Interview mit Högel geführt wurde. RTL Deutschland bewarb die neue Dokumentation bei TVNow unter anderem mit genau diesem. In einer Mitteilung des Unternehmens hieß es vor dem Start: "Dank eines packenden Telefoninterviews aus der JVA Oldenburg bekommen die Zuschauer:innen auch Einsichten in die Motivlage des Serienmörders."

"Bewusst getäuscht und hintergangen" fühle sich die Justizvollzugsanstalt sagte deren stellvertretende Leiterin Anna Abraham der Zeitung. Offensichtlich sei von der Produktion die Telefonmöglichkeit des Gefangenen genutzt worden. Inzwischen sei diese eingeschränkt worden, erklärte Abraham. Die mediale nun entstandene Aufmerksamkeit verstärke laut der stellvertretenden JVA-Chefin "den Geltungstrieb und die Selbstinszenierung des Gefangenen“ und sei "mit der Behandlung von Herrn Högel nicht vereinbar“.

RTL widerspricht derweil der Darstellung. Auf Anfrage von DWDL.de erklärte das Medienunternehmen, dass Doku-Autor Kimmo Wiemann "mit der entsprechenden Berufsbezeichnung seit Jahren als angemeldeter und genehmigter Telefonpartner auf der Telefonliste der JVA steht." Entsprechend habe sich Wiemann an alle rechtlichen Vorgaben gehalten. "Eine Genehmigung seitens der JVA, das Telefongespräch mitzuschneiden, ist nicht erforderlich. Niels Högel hat der Verwendung des Mitschnitts in unserer Dokumentation ausdrücklich zugestimmt", heißt es aus Köln.