Die öffentlich-rechtlichen Sender haben sich in den letzten Monaten und Jahren zu einem Lieblings-Angriffsziel der "Bild" entwickelt mit zahlreichen teils gerechtfertigten, häufiger aber auch aus der Luft gegriffenen Angriffen gegen ARD und ZDF. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl wollte das in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" zwar nicht als "Kampagne" bezeichnen, sagte aber: "Es wird eindeutig ein Ziel verfolgt: den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in seiner Gesamtheit zu diskreditieren." Sie habe kein Problem, dass auf die Fehler der öffentlich-rechtlichen geschaut werde, aber "nicht alles, was 'Bild' ununterbrochen zum Thema gemacht hat, war kritikwürdig".
Im Gegenzug äußert Strobl nun Kritik am vor einigen Wochen auch im klassischen Fernsehen gestarteten TV-Angebot von "Bild": "Der ambitionierte Versuch, Zeitung und Fernsehen zusammenzubringen, ist nicht uninteressant. Aber ich finde die Art der Berichterstattung hochproblematisch: diese Art des Zuspitzens, diese Ausrichtung auf eine Spaltung der Gesellschaft und der Umgang mit Fakten." Auch weil ein großer Teil des Programms noch mit Wiederholungen von Dokus gefüllt werde, macht sie sich aber einstweilen offenbar keine großen Sorgen über die Konkurrenz: "Den großen Einschaltimpuls löst das nicht aus, das sieht man auch an den Zahlen. Inhaltlich überzeugt mich Bild TV nicht", so Strobl. "Bild TV" hatte im September und damit dem ersten vollen Monat, in dem der Sender on air war, laut AGF einen Marktanteil von 0,1 Prozent beim Gesamtpublikum und 0,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen erzielt.
Ein bisschen Selbstkritik übte Strobl unterdessen mit Blick auf das ARD/ZDF-Triell zwischen Baerbock, Laschet und Scholz, das gemeinhin vor allem wegen der wenig abgesprochen wirkenden Moderation kritisiert wurde. Sie sei ebenso wie ARD-Chefredakteur Oliver Köhr, der das Triell gemeinsam mit Maybrit Illner moderiert hatte, "nicht glücklich" damit gewesen. Als einen Hauptgrund nennt sie allerdings einen "Softwarefehler bei einem Dienstleister", durch den die Messung der Redeanteile nicht richtig funktioniert habe. "Auch dadurch konnten besprochene Abläufe nicht eingehalten werden und so konnte auch die Moderation nicht mehr überzeugen. Alle wichtigen Themen wurden aber angesprochen. Es hat lebhafte Diskussionen gegeben, das ist das Wichtigste."
Ob es vor der nächsten Wahl also erneut derartige Trielle geben wird, scheint nicht beschlossene Sache. "Im Vorfeld der nächsten Bundestagswahl werden wir sehr genau überlegen müssen, was wir machen und in welcher Konstellation. Ich traue uns da neue Ideen zu – und da ist ein monothematisches Format durchaus eine denkbare Variante", so Strobl.
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