Florian Hager wird neuer Intendant des Hessischen Rundfunks (HR). Der Rundfunkrat der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt hat den jetzigen stellvertretenden ARD-Programmdirektor und Channel Manager der Mediathek auf seiner Sitzung am Freitag mit 18 Stimmen gewählt. In dem 32-köpfigen Gremium reicht eine einfache Mehrheit für die Wahl der Unternehmensspitze. Im Oktober war es in drei Wahldurchgängen noch zu einem Patt zwischen Hager und HR-Betriebsdirektorin Stephanie Weber gekommen (DWDL.de berichtete). Weber vereinte beim nun durchgeführten Wahlgang die restlichen 14 Stimmen auf sich. 

Hager tritt seinen neuen Job zum 1. März des kommenden Jahres an. Er folgt auf Manfred Krupp, der seinen Abschied schon im April dieses Jahres bekanntgegeben hatte und 2022 in den Ruhestand geht. Die Amtszeit von Florian Hager beträgt fünf Jahre und wurde ebenfalls durch den Rundfunkrat festgelegt. Laut dem HR-Gesetz wird die Intendantin oder der Intendant vom Rundfunkrat für fünf bis neun Jahre gewählt - damit bleibt man nun im unteren Bereich dieses Zeitkorridors. In jedem Fall übernimmt der Kandidat den HR, der von außen kommt. Hager arbeitet zwar schon lange bei der ARD bzw. im öffentlich-rechtlichen System, der HR ist für ihn aber neu. 

In einem ersten Statement bedankte sich Hager bei den Mitgliedern des Rundfunkrats für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. "Der Hessische Rundfunk hat sich in den letzten Jahren konsequent auf den Weg zu einem digitalen Medienunternehmen begeben. Für die Zukunftsfähigkeit des HR wird es nun wichtig sein, diesen Weg auch unter immer schwierigeren finanziellen Vorzeichen im Dialog mit den Mitarbeitenden und den Menschen in Hessen gemeinsam weiterzugehen. Nur mit einer starken regionalen Vernetzung und einem eigenständigen Programmangebot werden wir es schaffen, mit unseren Inhalten auch über die Landesgrenzen hinweg auf allen Ausspielwegen sicht- und auffindbar zu sein."

Hager will den HR nicht "auf den Kopf stellen"

In einem kurzen Pressegespräch nach der Wahl betonte Hager außerdem, dass er nicht angetreten sei, um alles im HR auf den Kopf zu stellen. Darüber hinaus sagte er, dass er das Unternehmen gemeinsam mit Weber und Programmdirektorin Gabriele Holzner nach vorne bringen will. Gleichzeitig sprach der designierte Intendant von "einigen Problemen", die es zu lösen gäbe. Auch das Finanzielle sei beim HR traditionell ein wichtiges Thema. In den kommenden Wochen und Monaten wolle er vor allem zuhören, sagte Hager. 

Florian Hager hat Medientechnik, Informatik und Multimedia an der Hochschule der Medien in Stuttgart sowie Publizistik und Filmwissenschaft in Paris und Mainz studiert. Er arbeitete als Referent des Arte-Präsidenten sowie des Direktors für Europäische Satellitenprogramme beim ZDF. Danach war er stellvertretender Programmdirektor sowie Hauptabteilungsleiter Programmplanung TV und Web bei Arte in Straßburg. Viele Schlagzeilen machte er ab 2015, da wurde er Gründungsgeschäftsführer von Funk, dem Jugendangebot von ARD und ZDF. Seit 2020 bekleidete er seine aktuelle Position als stellvertretender Programmdirektor und Channel Manager der ARD Mediathek. Ein Verlust ist der neue Job für Hager sicherlich für Programmdirektorin Christine Strobl. Es ist vor allem Hager zu verdanken, dass der Stellenwert der Mediathek mittlerweile deutlich größer ist als noch vor wenigen Jahren. 2020 zeichnete DWDL.de Hager als einen von insgesamt 20 Bildschirmheldinnen und -helden aus.

HR-Intendant Manfred Krupp erklärte am Freitag: "Ich kenne und schätze Florian Hager seit vielen Jahren als innovativen Programmmacher. Ich gratuliere ihm ganz herzlich und bin sicher, dass er den Veränderungsprozess im hr fortentwickeln und verantwortungsbewusst gestalten wird."

Rundfunkratschef: Druck war groß

Der Vorsitzende des Rundfunkrats, Rolf Müller, sagte im Anschluss an die Wahl bei einem Gespräch mit Journalistinnen und Journalisten, ihm sei ein Stein vom Herzen gefallen. Müller betonte, beide Kandidaten seien "herausragend" gewesen. Letztlich habe sich der Rundfunkrat in der Mehrheit für die "eher programmatische Ausrichtung von Florian Hager" entschieden. Müller erklärte auch, der Druck, zu einer Entscheidung zu kommen, sei nach dem Dreifach-Patt sehr hoch gewesen - auch um eine weitere Verunsicherung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vermeiden.

"Die Wahl des Intendanten, der Intendantin gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Rundfunkrats. In dem mehrstufigen Auswahlprozess, der von einer Personalberatung professionell begleitet wurde, konnten zwei hervorragende Persönlichkeiten die Findungskommission mit ihren Konzepten vollständig überzeugen. Dem Gremium ist die Wahl zwischen den zwei Kandidaten nicht leichtgefallen. Ich gratuliere Florian Hager, dass er die Wahl heute für sich hat entscheiden können", so der Vorsitzende des Rundfunkrats. Er bringe die Expertise mit, um den Herausforderungen des digitalen Medienzeitalters zu begegnen, zeigt sich Müller sicher.

Und auch der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow hat sich bereits zur Wahl von Florian Hager geäußert. Er sagt: "Als Gründungsgeschäftsführer von Funk setzte Florian Hager neue Standards und sein Gespür für die Trends der Zukunft stellte er als Teil des Führungstrios der ARD-Programmdirektion einmal mehr unter Beweis. Schön, dass Florian Hager diese Fähigkeiten nun mit in die Runde der Intendantinnen und Intendanten bringt."