Wird die Unterhaltung bei ARD und ZDF künftig noch den Stellenwert haben wie die Information, Bildung und Kultur? Die Politik arbeitet aktuell an dem Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen und noch ist unklar, ob die Unterhaltung ihren aktuellen Status behält - oder künftig nur noch neben einem möglichen, neuen Kernauftrag mitlaufen soll - mit entsprechenden Konsequenzen für solche Formate und Produktionsfirmen. Bavaria-Film-Chef Christian Franckenstein hat sich in einem "FAZ"-Gastbeitrag nun dafür ausgesprochen, den Status Quo beizubehalten. 

"Am Begriff der Unterhaltung und an ih­rem Stellenwert als gleichwertiger Programmbereich neben der Bildung, Information, Kultur und Beratung sollte in den aktuellen disruptiven Zeiten nicht gerüttelt werden", so Franckenstein, der seine Haltung auch im Detail begründet. Der Bavaria-Chef warnt von "gravierenden Konsequenzen", sollte die Unterhaltung im Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen abgewertet werden. "Zum einen sichert eine breit aufgestellte, inhaltlich vielfältige Unterhaltung Reichweite. Die Bedeutung eines Me­diums leitet sich gerade in diesen Zeiten des Umbruchs insbesondere auch aus der Antwort auf die Frage ab, wie viele Konsumenten ich mit meinem Angebot erreiche."

Informations- und Bildungssendungen hätten naturgemäß kleinere Zielgruppen mit spezifischen Interessen, so Franckenstein. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland sollte aber weiterhin den Anspruch haben, "mit seinem Gesamtangebot alle Gesellschaftsteile zu er­reichen oder erreichen zu wollen". Hier gebe es Nachholbedarf bei den jüngeren Zielgruppen. "Die Unterhaltung kann hier eine wichtige Funktion einnehmen", zeigt sich Franckenstein überzeugt. Die Unterhaltung sei breit gefächert und umfasse Shows, Quizsendungen, Comedy, Fernsehfilme und -serien und auch Factual Entertainment mit "hohem Realitätsbezug zu ausgewählten Lebenswelten". 

Unterhaltungsformate können laut dem Bavaria-Chef dazu dienen, "Toleranz in der Gesellschaft zu erhöhen". Dort, wo Informationen unterschiedlich rezipiert werden und zu ei­ner Spaltung führen, könne Unterhaltung ei­nen und dafür Sorge tragen, "dass die Kommunikation meinungsunterschiedlicher Zielgruppen nicht abbricht".

Nicht zuletzt würde die Unterhaltung auch in fast allen Bundesländern für eine "vielfältige Kreativlandschaft" sorgen, so Christian Franckenstein, der aber natürlich auch das Wohlergehen seines eigenen Unternehmens im Blick hat. Bavaria Film produziert mit seinen zahlreichen Tochterunternehmen viele Unterhaltungsformat für ARD und ZDF, darunter unter anderem "Die Giovanni Zarrella Show", "Da kommst du nie drauf!", "Das große Deutschland-Quiz", "Sturm der Liebe" oder auch "Die Rosenheim-Cops" und die "Rentnercops". Gesellschafter der Bavaria Film sind, über privatwirtschaftliche Tochtergesellschaften, unter anderem WDR,  SWR, BR und MDR.