Juliane Eßling © Sat.1 Juliane Eßling
Mit den Worten "wir lassen und juristisch nicht einschüchtern" erklärt Sat.1-Chefredakteurin Juliane Eßling, dass der Privatsender entschieden habe, eine offenbar vom Konzern Tönnies geforderte Unterlassungserklärung nicht zu unterschreiben. Gemäß einer Medienmitteilung des Fernsehsenders wurde Sat.1 mittlerweile in einem knapp 30 Seiten umfassenden Schreiben aufgefordert, "zentrale Punkte" der Sat.1-Reportage "Sat.1 Investigativ" nicht mehr auszustrahlen. "Mit der Investigativ-Reportage über die Zustände von Wohnungen und unvorstellbare Arbeitsbedingungen in und um das Fleischimperium Tönnies haben wir offensichtlich einen Nerv getroffen", erklärt Eßling und kündigt an, dass Reporterinnen und Reporter des Senders weiter recherchieren würden.

Als "gesellschaftliche Pflicht" sieht es derweil Sat.1-Sprecher Christoph Körfer an, diese Reportage weiterhin "jedem zugänglich zu machen, der sich für das Unternehmen Tönnies und seine Machenschaften interessiert." Körfer erklärte, Sat.1 habe nach der Ausstrahlung von "Sat.1 Investigativ" Mitte Dezember "viele Anrufe von Menschen bekommen, die unter dem System Tönnies leiden". Eine juristische Auseinandersetzung mit dem Fleischfabrikanten scheut der Sender jedenfalls nicht. Sat.1 wolle nun alle rechtlichen Mittel ausschöpfen und sehe einer "juristischen Klärung des Sachverhalts durch ein ordentliches Gericht sehr gelassen entgegen", wie Körfer betont.

Die Reportage rund um Tönnies war der Auftakt der Reihe "Sat.1 Investigativ" – der Sender möchte künftig vermehrt Reportagen dieser Art ausstrahlen. Die TV-Premiere im linearen Fernsehen sahen einige Tage vor Weihnachten 2021 rund 1,1 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer – die Hälfte davon war für die Werbeindustrie besonders interessant. Mit 7,7 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen lief es für die Reportage ordentlich, aber nicht herausragend.