Bayerischer Rundfunk © BR
Das vor wenigen Tagen veröffentlichte Münchner Missbrauchsgutachten sorgt nicht nur in Kirchenkreisen für Aufregung - es könnte auch Auswirkungen auf die Besetzung der Gremien des Bayerischen Rundfunks (BR) haben. Der Grund: Prälat Lorenz Wolf ist noch bis Ende Mai Vorsitzender des BR-Rundfunkrats und wollte eigentlich in Kürze auf den Posten des Verwaltungsrats-Vorsitzenden wechseln.

Ob es dazu kommen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings völlig unklar. Nachdem Wolf von den Gutachtern Fehler im Umgang mit Missbrauch vorgeworfen wurde, forderten Rundfunkratsmitglieder von Grünen und FDP zuletzt Wolfs Rücktritt. Wolf habe sich durch seine "jahrelange Vertuschungsarbeit für diese Aufgabe disqualifiziert", erklärte die FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag jüngst. Und von der kulturpolitischen Sprecherin der Grünen, Sanne Kurz, hieß es: "Was sich in dem Missbrauchsgutachten als Unternehmenskultur der Kirche abzeichnet, wendet Wolf auf den Bayerischen Rundfunk an: Vertuschen, wegputzen, Schaden begrenzen."

Zurückgetreten ist er zwar nicht, doch die "Süddeutsche Zeitung" berichtet mit Verweis auf die Geschäftsstelle des BR-Aufsichtsgremiums, dass der Kirchenmann die Geschäfte jetzt "bis auf Weiteres" an seinen Stellvertreter Godehard Ruppert im Rundfunkrat übergeben hat. Ruppert wiederum hat Wolfs Wahl für den Vorsitz des Verwaltungsrats indes von der Tagesordnung der nächsten Sitzung am kommenden Donnerstag gestrichen. "Solange der Vorsitz im Rundfunkrat ruht und die Vorwürfe und Verdachtsäußerungen nicht lückenlos geklärt sind, kommt eine Annahme eines neuen Amtes nicht infrage", sagte Lorenz Wolf gegenüber der "SZ".

Dem Bericht zufolge will sich Wolf auf der nächsten Rundfunkrats-Sitzung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äußern. Gut möglich, dass in einer Woche mit Blick auf das weitere Vorgehen schon etwas mehr Klarheit herrschen wird. Vom Bayerischen Rundfunk ist unterdessen keine Stellungnahme zu der Personalie zu bekommen. Man respektiere die Hoheit der Gremien, heißt es aus München.